Schon im 18. Jahrhundert wurde für Hof eine Realschule gefordert; sie sollte die für die handwerklich und kaufmännisch tätige Bevölkerung zweckmäßige Bildung in den „Realien“ ermöglichen. Unter „Realien“ waren dabei vor allem Naturwissenschaften und kaufmännische Kenntnisse zu verstehen, im Gegensatz zu den Alten Sprachen, die im Mittelpunkt der gymnasialen, humanistischen Bildung standen.
Nach dem gescheiterten Versuch einer Realschulgründung zulasten des Hofer Gymnasiums (1811) schuf erst die königliche Verordnung über die „Landwirtschafts- und Gewerbeschulen“ vom 16.02.1833 eine dauerhafte Grundlage für die „Realienbildung“ in Hof. Ausdrückliche Ziele waren es, die gewerbliche Tätigkeiten auf ein künstlerisches Niveau zu heben, den technischen Fortschritt aufzunehmen und die Konkurrenzfähigkeit mit dem Ausland herzustellen. Die Gewerbeschule ist somit als eine Reaktion des Königreichs Bayern auf die beginnende Industrialisierung und Globalisierung zu verstehen.
Bereits am 4. November 1833 nahm die Gewerbeschule ihren Betrieb auf. Sie war auf drei „Kurse“, d. h. aufsteigende Jahrgänge beschränkt und stellte noch keine allgemeinbildende, sondern eine reine Fachschule dar. Seit dem Schuljahr 1835/36 gehörte Chemie zu den Unterrichtsfächern, womit die Schule zu einer „Gewerbeschule erster Klasse“ ausgebaut war. Als Fremdsprache wurde ausschließlich Französisch unterrichtet, das in dieser Zeit als Verkehrssprache noch einen höheren Stellenwert als das Englische hatte. Erst im Schuljahr 1851/52 wurde die englische Sprache als Wahlfach angeboten.
Der Gewerbeschule wurden zunächst Räume im 2. Obergeschoss des Rathauses zugewiesen, bis sie aus Platzmangel 1857 in ein eigens errichtetes Gebäude am Schloßplatz umzog.
Alexander Eisgrub
aus der Festschrift zur 50-Jahrfeier der Realschule, Hof 1928, S. 14
Literatur:
Dietlein, Ernst: Zur Geschichte der Gewerbe- und Landwirtschaftsschule, der Real- und Oberrealschule Hof (Festschrift zur 50 Jahrfeier der Realschule, 28. u. 29. März 1928), Hof 1928, S. 5-11.
Herrmann, Axel: Von der Gewerbeschule zum Schiller-Gymnasium, in: Axel Herrmann/Hans Schönemann, Schulgeschichte der Stadt Hof (Chronik der Stadt Hof, Bd. 12), Hof 2021, S. 321-329.
Herrmann, Axel: Schulgeschichte im 19. Jahrhundert, in: Kleine Geschichte der Hofer Region (hrsg. von Arnd Kluge = 60. Bericht des Nordoberfränkischen Vereins für Natur-, Geschichts- und Landeskunde e. V.), Hof 2010, S. 162 f.
Weitershausen, Philipp Ludwig von: Gegenwärtiger Zustand der Landeshauptmannschaft Hof, Bayreuth 1792, S. 83: „… da eine Real-Schule uns ungleich nützlicher wäre, als ein Gymnasium …“.