Die voranschreitende Industrialisierung im Königreich Bayern, beschleunigt durch die Reichsgründung 1871, ließ die Ansprüche an wissenschaftlich-technisch vorgebildete Arbeitskräfte qualitativ und quantitativ steigen. Als Reaktion hierauf wurden die dreikursigen Gewerbeschulen 1877 in sechsklassige Realschulen umgewandelt.
Unterrichtsfächer in allen Jahrgangsstufen waren Deutsch, Französisch und Mathematik; Englisch, Physik und Chemie waren auf die Jahrgangsstufen 5 und 6 (nach heutiger Rechnung: 9 und 10) beschränkt.
Wer die Königliche Realschule Hof erfolgreich absolviert hatte, konnte nun mit der Mittleren Reife in das Berufsleben wechseln oder ab 1907 seine Schullaufbahn an einer Oberrealschule fortsetzen und mit dem Abitur abschließen.
Um die erwarteten höheren Schülerzahlen zu bewältigen, wurde 1878 ein Anbau am bisherigen Standort errichtet.
Die seit ca. 1900 nochmals stark ansteigende Schülerzahl, der Mangel an Fachräumen für Physik und Chemie sowie die langen Wege innerhalb der Gebäude führten zu dem Plan eines vollständigen Neubaus, der jedoch in Folge des Ersten Weltkriegs nicht verwirklicht wurde.
Alexander Eisgrub
aus der Festschrift zur 50-Jahrfeier der Realschule, Hof 1928, S. 21
Literatur:
Dietlein, Ernst: Zur Geschichte der Gewerbe- und Landwirtschaftsschule, der Real- und Oberrealschule Hof (Festschrift zur 50 Jahrfeier der Realschule, 28. u. 29. März 1928), Hof 1928, S. 19-22.
Herrmann, Axel: Schulgeschichte im 19. Jahrhundert, in: Kleine Geschichte der Hofer Region (hrsg. von Arnd Kluge = 60. Bericht des Nordoberfränkischen Vereins für Natur-, Geschichts- und Landeskunde e. V.), Hof 2010, S. 163.
Herrmann, Axel: Von der Gewerbeschule zum Schiller-Gymnasium, in: Axel Herrmann/Hans Schönemann, Schulgeschichte der Stadt Hof (Chronik der Stadt Hof, Bd. 12), Hof 2021, S. 329-338.
Jahres-Bericht über die Königlich Bayerische Realschule und die mit derselben verbundene gewerbliche Fortbildungsschule zu Hof für das Schuljahr 1877/78, Hof 1878, S. 22.
Lehning, Norbert: Bayerns Weg in die Bildungsgesellschaft, Bd. 1, München 2006, S. 53.