Masse mit Klasse

Die Temperaturen des Dezembers schreien doch förmlich nach einer Sommergeschichte. Eine, mit der man die Berichterstattung über das Adventskonzert 2022 des Schiller-Gymnasiums einleiten kann. Und so begab es sich – fängt schon richtig weihnachtlich an – dass ich auf der Rückreise meines Sommerurlaubs durch Österreichts Hauptstadt Wien kam. Es war ein Sonntag und die berühmten Wiener Sängerknaben gaben ein Stelldichein im ebenso berühmten Stephansdom. Eigentlich nicht meine Musikrichtung, aber wir waren uns einig, dass es ein Muss ist, wenn die Gelegenheit günstig ist, so wie jetzt. Und so (ver)schleppten wir unsere Kinder in eben jene Kathedrale, um wenigstens noch zwei Lieder des Konzerts zu hören. Eigentlich also die Hightlights, denn es war ja das Grande Finale. Doch wenn dem so war, dann war es dünn, was uns da an jenem Sommer-Sonntag an der schönen blauen Donau begegnete. In etwa so dünn wie der „Verlängerte“, den wir zuvor in einem Kaffeehaus hatten. Und nahezu nicht existent, im Vergleich zu dem, was uns am Abend des 15. Dezembers in der Hofer Michaeliskirche geboten wurde.

Lassen Sie mich das Feld von hinten aufrollen: Christian Amann, frisch gewählter erster Vorsitzender des Elternbeirats, hatte es sich vom Gesamtleiter des Abends, Studienrat Adrian Stieglitz, extra noch einmal bestätigen lassen: 400 Mitwirkende – und in guter Tradition alle im und beim letzten Stück des Abends vereint: Oh du fröhliche. Und da ging einem das Herz auf und Weihnachten war plötzlich da. 400 Schülerinnen und Schüler mit Instrument und Stimme. 400 Schülerinnen und Schüler, die man als Lehrkraft vielleicht manchmal im Unterricht ganz anders kennt, sorgen dafür, dass man selbst das „Oh du fröhliche“ mit anstimmt, jedoch in dem Wissen, dass die Haftpflichtversicherung auch Glasbruch zahlen würde.

Doch genug der Scherze: Chapeau! Nachdem wir drei Jahre warten mussten, um wieder ein Adventskonzert des Schiller-Gymnasiums in der Michaeliskirche erleben zu dürfen, haben die Schülerinnen und Schüler, aber auch die betreuenden Lehrkräfte des Schiller-Gymnasiums sowie unseres Kooperationspartners, der Musikschule der Hofer Symphoniker, hier zu nennen Slawek Dudar, Ji Eun Kim, Elisabeth Nußrainer, Benjamin Sebald, Rainer Streit, Studienrat Adrian Stieglitz, Siliva Müller, Studienrat Martin Röder sowie Markus Jung (in order of appearance), geizeigt, dass sie nichts verlernt haben.

Und so setzte die diesjährige Bläserklasse der 5. Jahrgangsstufe, in Kooperation mit der Musikschule der Hofer Symphoniker, endlich wieder eine Tradition fort: ihr erster Auftritt, nach nur rund drei Monaten Instrumentalunterricht. Und mit „Jingle Bells“ und „Eine Melodie von Mozart“, ernteten sie sich ihren ersten Applaus.

Der Chor der 5. und 6. Jahrgangsstufe ließ dann mit „Last Christmas“ den wohl berühmtesten Weihnachts-Gassenhauer erklingen. Doch waren die kräftig-wohlklingenden Kinderstimmen angenehmer zu ertragen, als ein schneeballwerfender George Michael.

Die Bläserklasse der 6. Jahrgangsstufe, in Kooperation mit der Musikschule der Hofer Symphoniker, hat zwar schon Bühnenerfahrung, jedoch war es auch für sie das erste Weihnachtskonzert. Sie spielten mit „Rockin‘ around the Christmas Tree“, „Frosty the Snowman“ und „Have A Swingin‘ Merry Christmas“ bekannt-beliebte Melodien, und ließen die Handykameras der stolzen Eltern leuchten.

Dann kam etwas, was man so vielleicht nicht auf dem Zettel hatte, obwohl es ja im Programm stand. Lilly Rödel (10a), betrat mit ihrer Sopran-Blöckflöte die Altar-Bühne. Im Publikum ihre Lehrerin, Silvia Müller. Nun kenne ich die Kombination Blockflöten und Weihnachten als ganz gefährliche Mischung. Bei uns erblickte ebendiese Flöte alljährlich nur an Weihnachten das Licht der Welt, um dann, nach einigen quietschenden „Stille-Nacht“-Variationen, wieder in der Versenkung zu verschwinden. Doch Lilly zaubert auf ihrem Instrument. Ihre Finger bewegen sich scheinbar im Zeitraffer, während um sie herum die Zeit still und die Mund der Zuhörer offen steht, als sie die Melodie der „Sonata prima“ erklingen lässt. Adrian Stieglitz, erneut Chef-Hof-Kapellmeister, am E-Chembalo hält Schritt, während die Schülerin vor dem Altar im Publikum einen Jubelsturm aufbaut, der sich in donnerndem Applaus entlädt. Was für eine Darbietung!

Damit ist die große Kirche warm. Und der Chor der 7. und 8. Jahrgangsstufe legt nach: „God Rest You Merry, Gentlemen“ wird noch gediegen vorgetragen und gibt den Gästen eine besinnliche Pause, bis dann bei „Underneath The Tree“ Slawek Dudar, der Meister selbst, zu seinem Instrument, dem Saxophon greift und das Kirchenschiff rhythmisch erzittern lässt.

Rhythmisch geht es auch gleich weiter, nämlich mit dem Jugendblasorchester Hof in Zusammenarbeit mit der Musikschule der Hofer Symphoniker: Der „Christmas Bossa Nova“ und „Marys Boy Child“ stehen auf dem Programm, hervorragend ausgesteuert von unserem hauseigenen Technikteam, die es wieder schaffen, die Kirche mit vollen Klängen zu füllen, egal ob Instrument oder Gesang.

Dann ist wieder Zeit für etwas Neues: Das Kammermusikensemble betritt die Bühne. Luisa Schmidt (Q12) mit der Querflöte, Liesbeth Stengel (Q11) mit dem Akkordeon und Samuel Hintz (10a) mit dem Violoncello, bieten zusammen mit Markus Jung am Kontrabass und Martin Röder am Klavier „Oblivion“, von Tangokönig Astor Piazzolla selbst. Es versetzt einen in eine Landpartie durch die endlosen Pampas Argentiniens, auf dem Weg zur Weihnachtsfeier mit der Familie im weit entfernten Buenos Aires. Eine fabelhaft neue musikalische Note im scheinbar endlosen Musikrepertoire der Schülerinnen und Schüler des Schiller-Gymnasiums, herausgebracht durch den neuen Mann in der Musikfachschaft, Studienrat Martin Röder.

Dann ist Solozeit: Das Schulorchester spielt, zusammen mit dem Ensemble „Röschpekt!“, „Christmas (Baby Please Come Home)“ und Ben Schlegl (Q11) brilliert in Mitten einer vollen Michaeliskirche, als Tenor-Solist.

Und auch im Chor der 9. bis 12. Jahrgangsstufe hat sich eine Solistin versteckt: Lusia Galoyan (9b). Die Multiinstrumentalistin zeigt bei „That’s Christmas To Me“, dass sie auch eine hervorragende Vokalistin ist. Zuvor holt sich der Chor bei „Kings Of Orient“ raumfüllende Unterstützung von Georg Stanek an der Orgel. Ohne Gesang, aber mit Klavier, überzeugt dann Amelie Hager (Q12), als letzte Solistin des Abends. Bei „Child of God“ begeistert sie das Publikum mit ihrer Fingerfertigkeit.

Und von oben – nein, nicht aus dem Himmelstor, sondern von der Empore, singt dann das Ensemble „Röschpekt“ nochmal: „O Holy Night“ zeigt, welche Akustik in der Michaeliskirche schlummert.

Dann noch ein Solist: Georg Stanek. Mit dem wohl berühmtesten Orgelstück des Bachwerke-Verzeichnisses, der Toccata in d-Moll, baut er eine musikalische Spannung auf, die dann vom Symphonischen Blasorchester Hof in Zusammenarbeit mit den Hofer Symphonikern, aufgegriffen und verrockt wird. Sie brillieren ebenso mit der Toccata, jedoch in einer überarbeiteten Rock-Version.

Und bevor dann das eingangs beschriebene „Oh du Fröhliche“ erschallt, wechselt sich Christina Strunz (10a) mit Texten zur Weihnachtsgeschichte und das SBO mit einem Liederzyklus bekannter Weihnachtsmelodien aus „Die Winterrose“ ab.

Und so konnte man die Einladung der Schulleiterin, Dr. Anke Emminger, die sie in ihrer Begrüßung ausgesporchen hatte, problemlos annehmen: Ein Konzert zum Genießen. Jetzt kann Weihnachten kommen!

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