Löwenjagd, Spionage und Gewitter auf hoher S(pr)ee - die Berlin City Girls und ihr Plan B!

Wie auch dieser Bericht, so beginnt die Studienfahrt Berlin eigentlich schon Tage vor der Busfahrt. Noch während in manchen Mathekursen Kurven diskutiert werden, sitzen einige 11.-Klässlerinnen und 11.-Klässler in ihren häufig nicht ganz so offiziellen Freistunden im Q-Zimmer und schnibb’ln die über 30 Aufdrucke der Studienfahrt-T-Shirts aus, die schließlich extern gedruckt werden.

Vielen Dank an die Tanzschule „The Arts“, die uns dabei spontan unterstützt hat!

Nur dank ihren fleißigen Helfern und der Geduld des Q-Zimmer-Bastel-Teams können am Donnerstag, den 20.07.2023, die fertigen, schwarzen Studienfahrt-Shirts zusammen mit den 33 Schülerinnen und Schülern und drei Begleitlehrkräften in den Bus nach Berlin geladen werden.

Und so startet die Studienfahrt für die 33 „Berlin-City-Girls“ (ja, so hieß unser Motto – inspiriert vom gleichnamigen Song) an diesem Morgen um kurz vor 9 Uhr im Wendehammer des Wölbattendorfer Weges. Nach einer kurzen Stärkung bei McDonald‘s an der Autobahn kümmert sich der Busfahrer dann in Berlin selbst um das Ankunfts-Beweisfoto, als er im Verkehrsfluss der Landeshauptstadt knapp über eine rote Ampel brettert und für den Blitzer-Schnappschuss eine Rechnung von 80€ kassiert.

Weil die Zimmer des gebuchten a&o-Hostels in Berlin Mitte bei der Ankunft um circa 14 Uhr noch nicht ganz von den Überresten (hauptsächlich aber dem Müll) der Vorgänger befreit sind, soll das Gepäck zeitweise im Keller zwischengelagert werden. Dieser öffnet so manchem im wahrsten Sinne des Wortes die Augen, als auf dem Weg in den dafür angedachten Raum ein Sehtest stattfindet. In dieser Reisegruppe hat den aber wohl keiner nötig, denn alle, einschließlich unserer Lehrkräfte, finden den Weg zurück in die oberen Stockwerke und sammeln sich kurze Zeit später im leeren Frühstücksaal der Unterkunft.
Es folgt eine Teambesprechung mit den ganz üblichen „Macht keinen Blödsinn, sonst bringen wir Lehrer euch um 20 Uhr eigenhändig ins Bett“-Drohungen und die Ausgabe blauer Hotel-Armbändchen, um selbstständig an die Bar und zum Frühstücksbuffet gehen zu können.
Danke an dieser Stelle nochmal für den Vertrauensvorschuss von Herrn Gegesz! Er hatte uns bei Verstoß gegen jegliche Ausgeh- oder Treffpunkt-Regeln zwar angedroht, die Bänder lieber gegen bedeutungslosere rote oder weiße für Kinder zu tauschen und uns auf diesem Weg die Chance auf den ein oder anderen Drink an der Lobby-Bar zu verwehren, letztendlich aber doch immer davon abgesehen – wir haben Sie (meistens) nicht enttäuscht!
Als die Zimmer wenig später bezugsfertig sind, wird als erstes, nach dem anstrengenden, beschwerlichen Transport der Koffer und Taschen hinauf in den 8. Stock (zumal der Aufzug nur bis in den 7. fährt), das Qualitätsgefälle der Räume deutlich. Während eines der Zimmer über riesige Fenster und somit genug Licht und Frischluft verfügt, glaubt man im nächsten vor Hitze und Sauerstoffmangel zu ersticken. Kaputte Klospülungen, fehlende Hocker, schimmelige Duschen, unsaubere Bettwäsche und nur teilweise funktionstüchtige Steckdosen – trotzdem hatten die meisten wohl mit Schlimmerem gerechnet. Ohne großes Aufbegehren nehmen also alle ihr Schicksal an und kümmern sich lieber um das Verteilen der Studienfahrt-Shirts.

Am Abend gelangt die Gruppe über die East-Side-Gallery mit ihren eindrucksvollen Kunstwerken von Street-Art, nach dem Betreten der Markthalle IX in Berlin Kreuzberg schließlich zu Street-Food.
Egal ob Baklava, Flammkuchen, Pasta oder Dumplings – die dort aufgebauten Stände bieten auf knapp 2900 Quadratmetern ein riesiges, buntes, wenn auch nicht immer ohne Google genau zu identifizierendes Angebot. Die Gruppe löst sich anschließend auf, einige probieren sich quer durch das Speiseangebot, andere lassen den Abend bei einem entspannten Spaziergang durch Berlin ausklingen.

Der nächste Morgen beginnt mit dem allerersten Frühstück. Trotz Geschirr-Knappheit und der oft längeren Wartezeiten an den Kaffeeautomaten ist das Feedback überwiegend positiv. Besonders die große Auswahl überrascht und so starten die Berlin-City-Girls (heute auch anhand der Shirts als solche erkennbar) gestärkt in den Tag. Das Wetter spielt an diesem Freitag aber leider gar nicht mit und testet die Shirt-Aufdrucke stattdessen auf Wasserfestigkeit. Glücklicherweise nicht beim Schwimmen in der Spree, jedoch auf dem Dach eines Sightseeing-Schiffs bei einer Rundfahrt auf genau dieser. Das Boot schippert an sämtlichen Berliner Sehenswürdigkeiten vorbei, bis der Regen bei Einfahrt in das Regierungsviertel letztendlich zunimmt und die Stadtrundfahrt so unter Deck des Bootes weitergehen muss. Der Wasserpegel steigt, die Stimmung sinkt. Beides ändert sich glücklicherweise gegen Nachmittag, 14 Uhr, beim Eintreffen am Humboldt-Forum. Perfekt für einen kostenfreien Ausflug auf das Dach des Gebäudes und so können die Schülerinnen und Schüler die Rundum-Aussicht auch ohne erneute Gratis-Dusche genießen. Zum Ende des Tages trennen sich die Wege der Touris und führen die meisten Gruppen in trockene Cafés oder Restaurants.

Samstag heißt bekanntlich: Wochenende! Hoch die Hände…und den ganzen Rest gleich mit! Es geht auf den Fernsehturm! Der Tag beginnt zunächst schleppend. Einige husten beim Frühstück – einem fehlt die Stimme bereits ganz. Trotzdem wird der Zeitplan eingehalten und auf diesem steht für 10 Uhr: „Fernsehturm“. Weil man Berlin scheinbar am besten von oben sehen kann, fangen wir also heute an, wo wir im Programm am Tag zuvor aufgehört hatten – hoch oben. Genauer gesagt mit 360 Grad Rundumblick in 200 Metern Höhe. Ein echtes „High-“light!
Wir, das Redaktionsteam, entschuldigen uns an dieser Stelle für sämtliche schlechte (Wort-)Witze, schieben das Ganze aber völlig ungeniert auf unseren im Laufe der Fahrt fortwährend stagnierenden Gesundheitszustand! …
…selbiges gilt im Übrigen auch für Überleitungen wie diese: Nicht nur die Berlin-City-Girls konnten sich in der 1969 gebauten, gläsernen Aussichtsplattform im Kreis bewegen, auch das Wetter hat sich im Vergleich zum Vortag gedreht! Bei Sonnenschein und sommerlicher Hitze startet die Gruppe, nach einem Abstecher zu den Hackeschen Höfen, in die Mittagspause. Für den Nachmittag stehen dann entweder das Körperwelten-Museum oder ein Besuch im Futurium auf dem Plan. Während die einen also stundenlang sämtliche Knochen und Muskeln an menschlichen Präparaten bestaunen, beschäftigt sich die zweite Gruppe mit den Entwicklungen der Zukunft. Technik, KI und Gesellschaft – wohin geht die Reise? So lautet letztendlich auch die Frage, die sich am heutigen Abend stellt, schließlich steht der zur freien Verfügung und bietet so unter anderem die Möglichkeit eines Besuchs der CSD-After-Party am Brandenburger Tor.

So langsam fehlt die Kraft am einen Eck oder am anderen Ende“, lautet das Motto des Sonntages. Trotzdem raffen sich alle auf und schnüren die Turnschuhe – es geht nach Potsdam! Erst Holländisches Viertel mit Käsekuchen und, Achtung Insider: „Holländinen“, dann Friedenskirche und Schloss Sanssouci – immerhin das Wetter macht uns keine Sorgen. Bei so viel Wärme, den wüstenähnlich langen Wegen im Schlossgarten und einem französisch klingenden Namen kann man die bekannte Potsdamer Königs-Residenz schon mal mit Versailles verwechseln. Wohl zum Ärger unseres Geschichtsprofis Herrn Gegesz, der uns fortwährend mit sämtlichen historischen Daten versorgt – also nennen wir es mal lieber preußisches Versailles. Vermutlich hat ihm Vivaldi aus der mitgebrachten Musikbox sowieso schon gereicht…
Das einstimmige Fazit zu dem schier unendlich großen Grundstück: Erstens: jegliches in den Küchen-Gebäuden zubereitete Essen muss bei Ankunft im Speisesaal nach den langen Lieferwegen mindestens nur noch lauwarm gewesen sein, und zweitens: wenn man sich ein Haus nur für Teestunden baut und dieses golden verzieren lässt, hat man definitiv zu viel Geld!

Schon wieder ein Montag! Schon wieder Hitze – alle flüchten in die Unterwelt. In zwei Gruppen lernen die Hofer Touris heute den Bunker/Gasometer Fichtestraße und seine Geschichte kennen – vom ausgeklügelten Umbau im 2. Weltkrieg, über seine spätere Nutzung als Flüchtlingsunterkunft, Gefängnis und Zuhause für Obdachlose, bis hin zum Umbau in ein Museum mit darüberliegenden Loft-Apartments. Eine nicht nur wegen der dicken Betonmauern erfrischende und interessante Führung.

Vielen Dank an dieser Stelle an Herrn Stader vom „Bund der Berliner und Freunde Berlins e.V.“, dessen Verein uns freundlicherweise bei der Finanzierung unterstützt hat!

Nächste Mission: 18 Uhr, Spionage-Museum. Ein Observations-Trabi mit eingebauter Infrarot-Kamera, Glasaugen mit Videoübertragung oder Lügendetektoren, in dem interaktiven Museum findet sich James Bonds komplettes Equipment. Während sich einige durch den Laser-Parkour schlängeln, geht vor den Türen des Museums die Welt unter. Der Regen ist wieder da und sorgt dafür, dass die Agentinnen und Agenten in Spe eine Weile festsitzen, bevor sie schließlich in die abendliche Freizeit starten können.

Schon Dienstag? Finaaleee! Auf geht’s zum “Denkmal für die ermordeten Juden Europas” und über einen Spaziergang durch das mehr als unebene Beton-Stehlen-Feld thematisch passend weiter in Richtung Jüdisches Museum. Touristenführer leiten die mit Kopfhörern ausgestatteten Schülerinnen und Schüler in Gruppen durch das Gebäude. Die Erfahrungsberichte von Zeitzeugen, die hohen Decken, fensterlosen, leeren Räume und besonders der Ausgang, ein Weg über lärmende Metallscheiben mit Gesichtern, hinterlassen ein beklemmendes Gefühl. So starten die meisten heute eher nachdenklich in den Nachmittag. Ein letztes Mal besteht die Chance, die Stadt zu erkunden, bevor es morgen wieder zurück nach Hof geht. Zum Abschluss treffen sich die inzwischen fast eingebürgerten Berlin City Girls dann zum Essen und lassen den Abend bei verschiedensten indischen Gerichten gemeinsam ausklingen – wobei…nicht ganz! Denn ein paar Drinks in der Hotellobby machen den Abschluss der Studienfahrt wenig später noch perfekt.

Nun hat alles ein Ende – die Studienfahrt genauso wie die parallellaufende, medial groß aufgezogene Löwenverfolgung, denn am letzten Tag gibt es Entwarnung. Der angeblich schon vor dem Beginn der Reise gesichtete Löwe (Wir haben ihn nicht eingeschleppt, sondern wohl nur in seiner Stadt gechillt!) ist doch nur ein Wildschwein. Gut, dass die Schülerinnen und Schüler tagtäglich durch WhatsApp-Nachrichten mehr oder weniger besorgter Familienmitglieder und Freunde stets auf dem neusten Stand der polizeilichen Ermittlungen gehalten wurden – nicht auszudenken was bei einem zufälligen Treffen mit besagtem, wie auch immer gearteten Tier hätte passieren können! Doch bei Abreise gegen circa 10 Uhr ist die Gruppe gottseidank noch immer vollzählig, wenn auch ziemlich ausgepowert. Gegen 15:30 Uhr sind schließlich alle wohlauf in Hof angekommen, froh darüber, dass als nächstes die Ferien anstehen.

Zum Ende dieses Artikels möchten wir uns im Namen aller Teilnehmenden ganz besonders bei unseren Begleitlehrkräften Herrn Gegesz, Frau Zimmermann und Frau Zembsch bedanken – Sie waren der Hammer! Mit Ihrem Vertrauen, der lockeren Art und der meist fehlerfreien Navigation (den U-Bahn-Vorfall kehren wir einfach unter den imaginären Teppich) haben Sie maßgeblich zu dieser gelungenen Studienfahrt beigetragen!
Auch bedanken wir uns beim P-Seminar, das jeden Tag der Fahrt ausgeklügelt und geplant hat! Trotz der corona- und inflationsbedingt gecancelten Dublin-Fahrt habt ihr das Beste aus dem Plan B(erlin) herausgeholt!

Das allerletzte Schlusswort widmen wir an dieser Stelle den „Berlin-City-Girls“. Die Redaktion bedankt sich für eine unvergessliche gemeinsame Fahrt mit euch! Wir wünschen euch allen viel Glück, Erfolg und Humor auf eurem weiteren Lebensweg, erstmal aber alles Gute für eurer Abitur. Egal ob ihr in Zukunft mit Löwen kämpft oder Sehtests in Hostel-Kellern veranstaltet – wir hoffen ihr behaltet diese Fahrt in guter Erinnerung! Und denkt dran: Life is hard and so are we!

Marie Schaller & Florian Czekalla, Q12

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