Am 9. Juni steht in Deutschland die Europawahl vor der Tür. Nach der Absenkung des Wahlalters sind erstmals über eine Million Jugendliche ab 16 Jahren aufgerufen, sich an der Wahl des Europaparlaments zu beteiligen. Grund genug also, das Thema „Europäische Union“ in den Fokus zu rücken. Dabei setzt das Schiller-Gymnasium, wie gewohnt, auf handlungsorientierte Unterrichtsmethoden. Neben der Juniorwahl, die zwischen dem 3. und 7. Juni durchgeführt wird, bot den Schülerinnen und Schülern zuletzt ein Planspiel die Gelegenheit, sich vertieft mit der EU auseinanderzusetzen.
So wurden die Schülerinnen und Schüler der Klasse 11a am Dienstag vor den Pfingstferien zu Nachwuchs-Diplomatinnen und -Diplomaten der Europäischen Union. In einem von der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit organisierten Planspiel simulierten die Schülerinnen und Schüler eine Debatte des Rates der Europäischen Union. Ziel war es, einen Gesetzesentwurf zur Bekämpfung von Hate Speech im Internet zu erarbeiten und zu verabschieden.
Unter dem Thema „Digitalpolitik in der Europäischen Union“ wurden die Herausforderungen der Digitalisierung und ihre Auswirkungen auf das Zusammenleben in Europa beleuchtet. Dabei standen besonders die sozialen Netzwerke im Fokus, die in den letzten Jahren eine bedeutende Rolle im Alltag der Jugendlichen eingenommen haben. Plattformen wie Instagram, Facebook, TikTok und YouTube ermöglichen es Millionen von Nutzern, Inhalte zu teilen und zu kommentieren. Diese Anonymität im Netz wird jedoch auch oft missbraucht, um Fake News und Hate Speech zu verbreiten, was zunehmend ein gesellschaftliches Problem darstellt.
Die EU-Kommission hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Internet sicherer zu machen und die Verbreitung von demokratiefeindlichen Inhalten zu bekämpfen. Doch wie soll dies in einem so heterogenen Staatenverbund wie der EU umgesetzt werden? Um diese Frage zu klären, schlüpften die Schülerinnen und Schüler in die Rollen von Ministerinnen, Ministern und Staatssekretärinnen und -sekretären der verschiedenen EU-Mitgliedsländer. Jedes Land vertrat seine spezifischen Interessen und Prioritäten, was eine intensive und spannende Diskussion zur Folge hatte.
Der zentrale Konfliktpunkt der Debatte lag im Spannungsverhältnis zwischen der Meinungsfreiheit und Privatsphäre der Nutzer auf der einen Seite und der Notwendigkeit, demokratiefeindliche Inhalte effektiv zu bekämpfen, auf der anderen Seite. Die jungen Delegierten mussten abwägen, wie weit staatliche Kontrolle reichen darf und welche Verantwortung den Betreibern der Plattformen sowie den Nutzern selbst zukommen sollte.
Nach engagierten Verhandlungen und hitzigen Diskussionen gelang es den Teilnehmenden, sich auf einen gemeinsamen Gesetzesentwurf zu einigen. Dieser Erfolg zeigt, dass durch den Dialog und das Verständnis für die Positionen anderer Länder tragfähige Lösungen gefunden werden können. Die Schülerinnen und Schüler erlebten hautnah, wie komplex und anspruchsvoll der Gesetzgebungsprozess der Europäischen Union ist und wie wichtig diplomatisches Geschick und Kompromissbereitschaft sind.
Wir danken der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit für die Durchführung dieses lehrreichen Planspiels und freuen uns auf weitere spannende Projekte, die das politische Verständnis und die Partizipationskompetenz unserer Schülerinnen und Schüler fördern.
Bischoff / Hildenbrand