Schiller-Sommerkonzert von einem anderen Stern

Vielleicht haben Sie ihn auch beim Reingehen in das Große Haus der Freiheitshalle getroffen. Ich musste etwas überlegen, doch dann habe ich ihn erkannt: Ein Star Wars!

Sommerkonzert des Schiller-Gymnasiums Hof 2024 und schon der Blick aufs Programm zeigt, dass heute Abend die musikalische Macht mit uns sein wird. Große Namen, große Titel, große Anzahl an Musikerinnen und Musikern. Erneut schafften es die Jedi-Musiklehrerinnen und Musiklehrer des Schiller-Gymnasiums, auch in Kooperation mit der Musikschule der Hofer Symphoniker, über 400 junge Padawans zur klangvollen Seite der Musik zu bewegen. Mit Kraft vom ersten bis zum letzten Ton.

Und so gehörte der erste Ton traditionell den jüngsten Musikerinnen und Musikern der Schule, der Bläserklasse 5. Einmarschiert wie die Profis, zusammen mit dem Chor der 5. und 6. Jahrgangsstufe – und schon stehen 100 Leute auf der Bühne.

Unter der Leitung von Slawek Dudar, dem „Mann mit dem Saxophon“, eröffnen sie mit dem McRonald’s March. Dabei lief kein rothaariger Clown über die, heute bis ans Publikum vorgezogene, Bühne, in der – wie immer – restlos gefüllten Freiheitshalle. Über 2000 Zuhörer waren dem Aufruf der Musik unserer Schule gefolgt, der sich in Windeseile über die Homepage sowie den Instagram-Kanal des Schiller-Gymnasiums verbreitet hatte.

Schulleiterin Dr. Anke Emminger, voll des Lobes für die jungen Musikerinnen und Musiker, dankt dem Publikum fürs Kommen und die damit verbundene Ehrerweisung. Einen speziellen Dank sendet sie dabei an die musikalischen Hauptorganisatoren des Abends, Adrian Stieglitz, Martin Röder und Benjamin Sebald, die Lehrkräfte für Musik des Schiller-Gymnasiums.

Doch auch die Unterstützung der Schülerinnen und Schüler durch die Erziehungsberechtigten wird hervorgehoben. Die ungebrochene Schmidt-Mania erlebt der Saal, als die Ehrengäste begrüßt werden.

Mit Elisabeth Nußrainer betritt die nächste Musikpädagogin die Bühne. Gleiches Ensemble, anderer Beat: „The Hey Song“ heißt es schwungvoll. Mit Hey-Gesangseinlage. Und in die Percussion hat sich jemand eingeschmuggelt, der dann nochmals in anderer Aufgabe zu sehen sein wird.

Als Adrian Stieglitz die Bühne betritt, brandet Applaus auf. Und dann geht’s abwärts. Erst „Unter dem Meer“ stoppt die musikalische Reise des Chors der 5. und 6. Jahrgangsstufe. Die Fischstäbchenorgel wird von Martin Röder beigesteuert. Und es fällt auf, dass im Arielle-Titelsong aus dem Jahr 1990 auch gerappt wird – und das aus über 40 Kehlen gleichzeitig.

„Iiiiih iiiiiiih iiiiiih“ heißt es dann am Anfang des nächsten Liedes. Doch hier geht es nicht um die Titelmelodie von „Spider Man“, gesungen vom Chor „Arachnophobia“, sondern um den Welthit „The Lion Sleeps Tonight“. Bereits 72 Jahre alt, peppt das Ensemble den Jimmy Dorsey-Song, der bereits über 150 Coverversionen erfahren hat, in einer 151. Version auf.

Unter anderem um Herrn Stieglitz‘ Heimkino geht es dann in der Moderation von Muna Khafaja (11c) und Dominik Rabstein (Q12), die heute informativ durch den Abend führen.

Dann greift Multi-Instrumentalistin Lilly Rödel zu ihrem neuen Alt-Saxophon. Begleitet wird sie dabei von Klavier-Virtuosin, Hochschuldozentin und Musikschullehrerin Dorothea Weser. Dass für Lilly die hohen Hürden eines Musikstudiums gegebenenfalls ein Hüpferchen sind, stellt sie mit ihrer Interpretation der „Pequeña Czarda“ eindrucksvoll unter Beweis. Slawek Dudar, ebenfalls Lillys Saxophondozent und heute Notenblättervirtuose für Pianistin, wippt mit geschlossenen Augen im Takt mit. Das Publikum reagiert mit frenetischem Applaus.

Gerade noch an der Percussion, jetzt schon am Dirigentenpult: Unter dem Dirigat (Dominik Rabstein hat mir dieses Wort soeben beigebracht!) von Benjamin Sebald, nimmt uns die Bläserklasse der Jahrgangsstufe 6, in Zusammenarbeit mit den Hofer Symphonikern, mit in die „Funky Town“. Ob damit Hof gemeint sein soll, darf jeder selbst entscheiden. Musikalisch jedoch ein Hit! Genauso wie die Village-People Hymne „Y.M.C.A.“, unter der Leitung von Ji Eun Kim.

Nun wird der Chor zwei Jahre älter und mit ihm die Musik reifer. „Somewhere Only We Know“ regt zum Nachdenken an und bringt eine ruhige, fast sentimentale Art in die Freiheitshalle. Vielleicht denkt der eine oder die andere an seine „Hopes and Fears“. Adrian Stieglitz (Klavier) und Martin Röder (Dirigat [schon wieder!]), tauschen hierbei nun die Rollen. Das Publikum reagiert mit Applaus im Platinstatus, ebenso wie es das Album von Keane in Deutschland erreichte. Wie weit ich gehen werde? How far I’ll go? Der Chor hat es an diesem Abend bis auf die Bühne gewagt und performt mit dieser Ballade den Oscar-nominierten Song mit brillanter Ausstrahlung und Stimmfärbung.

Ein weiterer Solobeitrag steht an. Und Muna moderiert diesen alleine an, denn Dominik Rabstein wechselt an die Klavierbegleitung. Den Hauptpart übernimmt Ben Schlegl, sein ehemaliger Q12-Mitschüler. Multi-Platin- und Grammy-Award-Gewinnerin Ariana Grande hat dieses Lied über 5,6 Millionen Mal verkauft. Doch an diesem Abend gibt es von diesem Lied nur eine Version. Die von Ben und Dominik. Das Publikum sieht es genauso. Was für eine stimmgewaltige Performance des Schiller-Abiturienten.

Aus einem mach viele. Das Jugendblasorchester Hof, in Zusammenarbeit mit der Musikschule der Hofer Symphoniker, nimmt Aufstellung. Dabei referieren Muna und Dominik über die Blockbuster-Musikausbildung am Schiller-Gymnasium und den nahtlosen Werdegang eines Schiller-Musikers, beziehungsweise einer Schiller-Musikerin. Und obwohl wir erst in der Mitte des Programms sind, spielen die Schülerinnen und Schüler bereits den „Final Countdown“ in einer für Europe so bedeutenden Zeit. Und den nächsten Gassenhauer gibt es gleich hinten drauf: Dean Martins „Sway (Quien Sera)“ lädt zum Mitwippen ein und lässt, von den Bongos über die Querflöten bis zu den Trompeten, den Mambo in einem aufleben. Welch‘ musikalische Präzision, welch‘ Temperament, welch‘ eine Klasse!

Viele Musikerinnen und Musiker hatten bislang noch keinen Einsatz. Doch jetzt – und es sind gerade einmal rund 140 Musikerinnen und Musiker – sind sie erwacht: „Star Wars – The Force Awakens“ wird ohne Lichtschwert-Taktstock von Adrian Stieglitz dirigiert. Und auch die Prinzessin-Lea-Tolle fehlt. Welch verpasste Chancen – doch was für eine musikalische Qualität. Ich muss kurz vom Bildschirm aufblicken, und ja, es handelt sich immer noch um unsere Schülerinnen und Schüler, die hier John Williams Meisterwerk in einer Art und Weise darbieten, wie ich es vor kurzem erst bei „Zimmer meets Williams“, mit den Hofer Symphonikern gehört habe. Haben unsere Schülerinnen und Schüler zu viel Zeit zum Üben? Gibt es hier zu wenig Hausaufgaben? Als mir diese Gedanken durch den Kopf streifen, ertönt das „Darth Vader Theme“ und ich bin gewarnt. Da sich nur die Kehle zuschnürt, ist immer noch ausreichend Kraft in den Armen zum Klatschen. Was für eine Machtdemonstration! Raise, Lord Stieglitz! Und dann ist der Chor nicht nur Beiwerk! Plötzlich beginnen die 70 Schülerinnen und Schüler im Stile eines professionellen Film-Chors die musikalische Bühne für das Orchester noch weiter zu heben. Was ist hier los? Wo ist Youtube? Wer hat das gefilmt? Wann sind die Oscars? Der Applaus ist länger als der ohnehin schon lange Schlussapplaus bei unseren Konzerten. Aber wie unfassbar war denn diese Performance. Nur die „Zugabe!“-Rufe fehlen.

Aber es geht ja weiter. Und man könnte jetzt fragen, was denn da komme soll? Der Chor! Jahrgangsstufe 9 bis 12. Mit Queen. Mit „Bohemian Rhapsody“. Und als das Stück beginnt und Amelie Walters Violine, Lisette Becks Violine, Samuel Hintz‘ Violoncello, Emily Magets E-Gitarre und Hannes Lauterbachs Schlagwerk zu den rund 70 Sängerinnen und Sängern ertönt, ist klar: Unser kongeniales Duo Röder/Stieglitz legt hier nochmal nach! Das ist Musik, wie es auch unsere Schule in der Breite und Klasse noch nie auf die Bühne gebracht hat. Jeder Ton trifft einen mitten ins Herz. Berührt. Und dann kommt Freddy Mercury auf die Bühne. Halt! Es ist Harry Tröger. Als langjähriger Wegbegleiter des Schiller-Gymnasiums in Sachen Sound, ist er unserer Schule schon lange verbunden. Doch heute ist er in Doppelfunktion anwesend. Als Toningenieur und Frontman der Band  „Waldschrat“. Wahnsinn! Für die gibt’s nie Tickets. Und heute erleben das 2000 Leute. Einfach so. Chor 9 bis 12. Axel-Adrian Stieglitz-Zwingenberger am Boogey-Woogey-Piano, Martin Röder an der Gitarre und eben Harry Tröger am Schlagzeug und Gesang: „Leberkäs Labla“, „Haisla in da hintern Heeh“, „Vo Naala auf Steem“ und „Neigschbeid“. Waldschrat-Best-of feat. Chor 9 bis 12. Die Kombination lässt musikalisch Genialität vermuten.

Die „Schiller-Blechis“, ein Ensemble aus Sergey Storozhenko (Q11), Justus Vonnegut (Q12) und Philipp Gramalla (Gast) an den Trompeten, Anna Göbel (Q12) an der Posaune, Sarah Kieweg und Timo Mörtl (Q12) am Euphonium, Tobias Rinck (Q12) an der Tuba sowie Benjamin Sebald am Schlagzeug, animieren das Publikum zum rhythmischen Mitklatschen zu Lars Ericsens „Nadeshda“. Flotte Tempowechsel und mitreisender „Kasatschok-Style“ halten einen nur schwer auf den Sitzen.

„Schiller-Locken“ sagt Domink Rabstein gerade. Er meint nicht „Röschpekt!“, aber ich werfe es, wie jedes Jahr, in den Raum. „It don’t mean a thing“, denn es geht ja ausschließlich um die grandiose Vokal-Musik, die die 22 Sängerinnen und Sänger präsentieren. Duke Ellington wusste schon, dass es nichts bedeutet, wenn es keinen Swing hat. Aber dieser Grove hat Swing! Und dann Zeitreise in die 90er. Als (fast) alle Lehrkräfte jung waren. Und vielleicht ist ja der eine oder die andere nachts aus dem Fenster geklettert, um dieser Band bei einem Konzert in New York beizuwohnen: Die Backstreet Boys. Eine der erfolgreichsten Boybands aller Zeiten, ohne K-Pop, wollten es auf eine ganz bestimmte Art und Weise: Mit „I Want It That Way“ greift „Röschpekt“ auch nach den Herzen des Publikums – mit der Original Backstreet-Boys-Faust.

Wir wenden das Programm. Und das heißt: Symphonisches Blasorchester Hof in Kooperation mit der Musikschule der Hofer Symphonikern. Unter dem Applaus des Publikums, tritt der Maestro aufs Dirigentenpult. Vor ihm die, die das Ziel der Bläserausbildung des Schiller-Gymnasiums erreicht haben. Und es scheint ein Auge auf dem eben beschriebenen „Zimmer meets Williams“ gewesen zu sein: Hans Zimmers „Pirates of the Caribbean Medley“ ertönt so gewaltig, so monumental, so hallenerfüllend. Ich blicke erneut über den Rand des Laptops. Ja, da sehe ich den Noah aus Leichtathletik, den Julian aus ILV, die Sarah aus Geographie: alles meine Schülerinnen und Schüler. Aber wenn man die Augen schließt, könnte man auch das London Symphony Orchestra hören. Und wer denkt ich übertreibe, war nicht in der Halle! 4000 frenetisch applaudierende Hände belegen meine These. Und es wird noch lauter: „Let’s get loud“, egal ob in der „Miami Sound Machine“, Gloria Estefan, oder der Jenny-from-the-block-Version von Jennifer Lopez. Die Leichtigkeit, diese Unangestrengtheit, so lässig und locker. Rhythm is gonna get you!

Das Beste kommt zum Schluss? Nö. Es ist ein unfassbar hohes Niveau, das sich über das ganze Konzert hinweg zieht. In 12 Jahren Schiller-Sommerkonzert, habe ich sowas noch nie erlebt. Es war in jedem Jahr hervorragend, es waren Beiträge, die aus dem Publikum immer wieder die Aussage „Das war doch kein Schulkonzert!“ herauslockte. Doch was in diesem Jahr auf die Bühne gezaubert wurde, war heute ein neues Level. Und dann stehen sie eben alle da. 400 Schülerinnen und Schüler. Bläser, Chöre und der „Schiller-Thriller“. Es war Peter Lawrence, der dieses Medley vor Jahren extra für das Schiller-Sommerkonzert geschrieben hat. Heute erlebt es eine Renaissance der Extraklasse. Mit Lusia Galoyan (10b) und Ben Schlegl (Q12) als Solisten. Zugabe. Am besten alles nochmal! Finde ich das bei Netflix? Gibt es eine Doku? Was war das für ein Konzert!

Doch auch Technik, wem Technik gebührt: OStR Matthias Leuchsenring, StR Markus Holzner,, Niklas Bachmann (Q11), Maximilian-Cedric Laugisch (Q11), Noah Sturm (Q11), Veranika Knaus (11a), Sarah Mehringer (11c), Matteo Scheel (10c), Paulina Blattner (10c), Benjamin Pscherer (10c), David Deeg (10c), Finn Firlei (10c), Kerim Michael (10c), Lukas Bär (10b), Michael Henning (9d), Leonard Sebald (5b). Danke an euch, die ihr dem Konzert euren Sound-Stempel und euren Lichterglanz aufgedrückt habt.

Danke an Muna und Dominik für die tolle Moderation. Sympathisch. Ehrlich. Unterhaltsam.

Danke an Kayra Yigit (Q11) für die Gestaltung des Programms, Harry Tröger, für den Sound.

Danke an die Musiklehrer Slawek Dudar, Ji Eun Kim, Elisabeth Nußrainer, und Rainer Streit für die zahlreichen Stunden mit unseren jungen Musikerinnen und Musikern.

Und DANKE an die Gesamtleiter des Abends: Benjamin Sebald, Martin Röder und Adrian Stieglitz.

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