âSchillerleinâ (m/w/d): (Ehemalige) Mitglieder der Schiller-Schulfamilie, die zur Weihnachtszeit in die Michaelis-Kirche kommen, um dort zu musizieren oder von der Musik begeistert zu werden (Anm. d. Redaktion).
Was fĂŒr ein Tag. Der 19. Dezember 2024. GeschichtstrĂ€chtig. Wegen des Weihnachtskonzerts des Schiller-Gymnasiums? Nein! Heute vor 50 Jahren war die Premiere von âDrei HaselnĂŒsse fĂŒr Aschenbrödelâ, dem Weihnachtsfilm schlechthin. Und da passt es doch, dass an einem Tag, an dem eine Filmmusik Geschichte geschrieben hat, sich das Schiller-Gymnasium zum diesjĂ€hrigen Weihnachtskonzert zusammenfindet.
Um 18 Uhr werde ich ja sicher noch einen guten Platz bekommen, dachte ich. Dazu hĂ€tte ich schon einer der ĂŒber 400 Mitwirkenden sein mĂŒssen. Oder Lehrer. Aber die sitzen ganz vorne. Auf den StreberplĂ€tzen. Wie in der Schule. Aber da sind wir nicht. Wir sind in der Kirche Sankt Michaelis. Traditionell zum Weihnachtskonzert des Schiller-Gymnasiums Hof. Doch bei diesem Konzert wird Tradition gerne auch mal durch Abwechslung ersetzt. Ein erfrischender Wind, der sich in die altehrwĂŒrdigen GemĂ€uer der Kirche von 1230 mischt.
Wer jetzt auf die alljĂ€hrlichen Zeilen âDen Anfang machten unsere jĂŒngsten SchĂŒlerinnen und SchĂŒlerâ wartet, der wird enttĂ€uscht werden. Alle Jahre wieder gibt es in diesem Jahr nicht: Es gibt eine OuvertĂŒre. Und zwar aus der Suite in D-Dur, von Georg Friedrich HĂ€ndel, gespielt von Sergey Storozhenko (Q12), zusammen mit Orgelbegleitung. Der Meister des Trompetenklangs eröffnet mit vollem Klang auf seiner Piccolotrompete und bei den ersten KlĂ€ngen ist gleich klar: Wir sind bei einem Konzert des Schiller-Gymnasiums Hof. MajestĂ€tisch grĂŒĂen die KlĂ€nge von der Orgelempore hinein in die Kirche St. Michaelis, bei der an diesem Abend sogar die StehplĂ€tze besetzt sind.
Dann kommt, worauf zahlreiche Eltern und GroĂeltern bereits gewartet haben: Die BlĂ€serklasse der 5. Jahrgangsstufe, in Kooperation mit der Musikschule der Hofer Symphoniker. Jingle Bells als erster weihnachtlicher Gassenhauer und im Anschluss Eine Melodie von Mozart zeigen, dass drei Monate ausreichen, um aus einer neu zusammengewĂŒrfelten Klasse bereits eine orchestrale Gemeinschaft zu machen.
AnschlieĂend begrĂŒĂt und bedankt sich Schulleiterin, Dr. Anke Emminger, und dieser Dank geht hier zunĂ€chst an die Musiklehrerinnen und Musiklehrer, die in diesem Jahr die Einstudierung der StĂŒcke ĂŒbernommen haben:
Slawek Dudar, Ji Eun Kim, Elisabeth NuĂrainer, Benjamin Sebald, Rainer Streit, Adrian Stieglitz, Martin Röder, Yasuko Sugimoto-Shestiperov und Ariel Barnes. Die Zeit und Hingabe, gepaart mit einer Portion Geduld und MotivationsfĂ€higkeit der Dozentinnen und Dozenten, sind die SchlĂŒssel zum musikalischen Erfolg und Ausdruck unserer SchĂŒlerinnen und SchĂŒler.
Auch beim Chor der 5. und 6. Jahrgangsstufe, die sich im Anschluss fragen Do you want to build a snowman? WĂŒrde ich gerne, doch lĂ€sst der Schnee (noch) auf sich warten. Das Wetter drauĂen erinnert leider an die biblische Sintflut. Im Film âDrei HaselnĂŒsse fĂŒr Aschenbrödelâ wurde ĂŒbrigens Fischmehl als Schneeersatz in den Szenen verwendet, in denen es besonders stark vom Himmel ĂŒber dem Böhmerwald schneien sollte. Doch Fischmehl wird in der Kirche nicht verwendet. DafĂŒr schöne GesangsklĂ€nge und TĂŒrklopfen in der a capella Version.
Dann nimmt Dana Schörner (10b) am FlĂŒgel Platz. Das Prelude Op. 23, Nr. 5 in g-Moll, von Sergei Rachmaninow, liegt vor ihr. Oder spielt sie auswendig? Wie gesagt, auch eine Stunde vorher reicht nicht aus. Dana, bereits TrĂ€gerin des âFlorestan und Eusebius Preisesâ, Spitzenpianistin bei âJugend musiziertâ und beim âBach-Wettbewerbâ, zeigt eindrucksvoll, warum sie bereits in jungen Jahren zu den besten Pianistinnen und Pianisten unserer Region gehört. Mit viel Ausdruck schweben die Finger ĂŒber die Tasten des StĂŒcks aus der Feder des Createurs des schwierigsten KlavierstĂŒcks der Welt. Tempowechsel. Variationen in der LautstĂ€rke. Schnelle LĂ€ufe rauf und runter. Meisterhaft!
Im Anschluss wird es wieder weihnachtlich bekannter: Die BlÀserklasse der 6. Jahrgangsstufe, in Kooperation mit den Hofer Symphonikern, spielt den Christmas Bossa Nova und Rudolph the Red-Nosed Reindeer. Ein Hauch von Gene Autry liegt in der Luft. Eineinhalb Jahre am Instrument, im letzten Jahr noch mit ihrem ersten Auftritt, gehören sie in diesem Jahr schon zu den Routinierten.
Der Chor der 7. und 8. Jahrgangsstufe prĂ€sentiert im Anschluss das Adeste fideles. Besser bekannt als âNun freut euch, ihr Christenâ oder âO Come All Ye Faithfulâ, wird die Michaeliskirche von der Stimmkraft der SchĂŒlerinnen und SchĂŒler erhellt. Die im Anschluss rockig-weihnachtlich mit Brian Adamsâ Christmas Time weitermachen. âWe waited all through the year that we can be together.â Adrian Stieglitz und Martin Röder, vereint in Klavier und Gitarre. Zusammen mit 45 SĂ€ngerinnen und SĂ€ngern. Da ist er wieder, der neue Schiller-Sound, der seit einigen Jahren seinen roten Faden durch die Konzerte unserer Schule zieht. Ja, âThereâs something about Christmas timeâ.
JBO kommt 2025 nach Hof â wir haben sie schon beim Weihnachtskonzert: Das Jugendblasorchester Hof in Zusammenarbeit mit den Hofer Symphonikern. Mit They Are Coming, Maryâs Boy Child und Last Christmas feuern sie einen musikalischen Weihnachts-Hattrick ab. Und wĂ€hrend man sich bei der Wham!-Dauerbeschallung seit Oktober im Radio die Frage stellt, warum er sein Herz nicht gleich jemand anders gegeben hat, wird einem wĂ€hrend des Konzerts warm ums selbige. BlechblĂ€ser + Kirche = Weihnachten. Die vorweihnachtliche Erfolgsformel.
Nach ihrem fulminanten Auftritt beim Sommerkonzert, ist das Schulorchester ein echtes Highlight im Programmheft. Dort stehen sie mit Music from Home Alone, also Kevin: Allein zu Haus. Auch dies eine Komposition von John Williams, wie damals im Sommer. Und beim âReturn of the Schulorchesterâ ist es so, wie es eben ist, wenn man StĂŒcke spielt, die jeder kennt: Man hat gleich hunderte Experten in der schon fast ĂŒbervollen Michaeliskirche. Und die zeigen durch ihren Applaus, dass es erneut eine williamshafte Vorstellung war.
Bill Witherâs Lean on me â Lusia Galoyan (11b) Sologesang – und das Healing Light: A Celtic Prayer from âThe Peacemakersâ stehen auf den Gesangsbögen des Chors der 9. bis 12. Jahrgangsstufe. Letzteres gehört zu den bekanntesten Weihnachts-ChorgesĂ€ngen, aus der Feder von Karl Jenkins. Piano oder forte, auch das begleitende Kammermusikensemble, mit keltischer Soloflöte und -trommel, findet immer die richtigen Töne, um dem Publikum tosenden Applaus am Ende der Darbietung zu entlocken. GĂ€nsehaut. PrĂ€dikat âSchiller-Konzertâ!
Und dann ist es soweit: Drei HaselnĂŒsse fĂŒr Aschenbrödel. 50 Jahre nach der Premiere in damals Westdeutschland, begeistert das Kammermusikensemble mit Karl Svobodas Welthit aus dem bekannten Strumpfhosen-Film, dessen KostĂŒme eigentlich fĂŒr einen Sommerdreh entworfen worden sind. Dass der feine Prinz und sein Gefolge diverse Wald-Szenen dann in Strumpfhosen bei minus 17 Grad drehen mussten, war so nicht vorgesehen. In der Kirche ist es hingegen mollig warm und bereits bei den ersten KlĂ€ngen der AbwĂ€rtslĂ€ufe am Anfang, beginnt das TrĂ€umen von drei WunschnĂŒssen. Was wĂŒrden Sie sich wĂŒnschen? Musikalisch bin ich heute Abend schonmal wunschlos glĂŒcklich. Ob die Originalmusik da mithalten kann, wenn ich den Film am 24. Dezember beim Warten auf die Bescherung anschaue?
Abigailâs song ist es deshalb, weil dieses Lied extra fĂŒr das FilmdebĂŒt der walisischen SĂ€ngerin Katherine Jenkins geschrieben wurde, die in Doctor Whoâs Weihnachtsspecial ihre erste Filmrolle ĂŒbernimmt. Das Ensemble Röschpekt! begeistert mit ihrer Darbietung, ebenso wie beim sich anschlieĂenden StĂŒck, dem Graduale. Locus iste.
Letzter Wechsel auf der BĂŒhne: Das Symphonische Blasorchester Hof in Zusammenarbeit mit den Hofer Symphonikern betritt die BĂŒhne. Wir begeben uns auf eine Reise in die Vulkanlandschaft Lanzarotes: Feuerberge (Montanas del Fuego) steht auf dem Programm. Und die musikalische Eruption gibt es noch obendrauf. Im Anschluss gibt es das traditionelle MENTIS (kleine Adventsfantasie). Die Besinnung. Ein weihnachtliches Mash-up der Lieder „Macht hoch die TĂŒr“ sowie „Maria durch ein Dornwald ging„. Tongewaltig, wie die Fanfaren der Engel, erfĂŒllt es als letzter Instrumentalbeitrag die Kirche.
Wir beschlieĂen mit ĂŒber 400 Musikerinnen und Musikern auf der BĂŒhne: Das Symphonische Blasorchester und der Schiller-Chor, alle teilnehmenden Musikerinnen und Musiker, von der 5. bis 12. Jahrgangsstufe, und alle singen O Du Fröhliche â O Sanctissima. Ein GefĂŒhl weihnachtlicher Gemeinsamkeit. Und nach diesem stimmgewaltigen Ende, kann die stade Zeit nun kommen.
Wir danken allen bereits genannten Mitwirkenden sowie den beteiligten Technikerinnen und Technikern, die fĂŒr Licht und Ton gesorgt haben: Matthias Leuchsenring, Markus Holzner, Niklas Bachmann, Maximilian-Cedric Laugisch, Noah Sturm, Veranika Knaus, Sarah Mehringer, Matteo Scheel, Paulina Blattner, Benjamin Pscherer, David Deeg, Kerim Michael, Julian Oelschlegel, Bastian Soboll, Michael Henning, Francis Wilde und Leonard Sebald.
Die Gestaltung des Titelbildes hat auch in diesem Jahr wieder Kayra Yigit (Q12) ĂŒbernommen.
Ein besonderes Kompliment geht an die drei Chef-Musiker Benjamin Sebald, Martin Röder und Adrian Stieglitz. Auch dieses Weihnachtskonzert trĂ€gt in den Darbietungen unserer SchĂŒlerinnen und SchĂŒler eine unverkennbare Handschrift eures kĂŒnstlerisch-schulischen Schaffens.
Und, last-but-not-least, danke an alle mitwirkenden SchĂŒlerinnen und SchĂŒler. Jedes Konzert zeigt aufs Neue, wie viel GlĂŒck das Schiller-Gymnasium hat, dass ihr ein Teil davon seid. Bravourös!
Wir wĂŒnschen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest 2024, einen guten Rutsch ins neue Jahr 2025 sowie erholsame Ferien!
Keine Lust auf so viel Text? Hier die Bilder vom Konzert von Hofs Top-Fotographen Andreas Rau (www.raulinse.de):