Die "Schiller-Bundestagswahl 2025"

Wie fühlt es sich an, für einen Tag Spitzenkandidat bei einer Bundestagswahl zu sein? Die Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe des Schiller-Gymnasiums konnten das am 10. Januar 2025 hautnah erleben. Im Rahmen der „Schiller-Bundestagswahl 2025“ verwandelte sich die Aula in eine politische Bühne, auf der eine Bundestagswahl samt Wahlkampf, TV-Duell und Gang zur Wahlurne simuliert wurde. Ziel war es, das theoretische Wissen über die Wahl greifbar zu machen und die Partizipationskompetenz der Jugendlichen zu stärken – in Vorbereitung auf die tatsächliche Bundestagswahl am 23. Februar 2025.

Theorie trifft auf Praxis

Das Planspiel gliederte sich in drei Phasen: Briefing, Simulation und Debriefing.

Im Briefing erhielten die Teilnehmenden eine kurze Einführung in die Grundlagen der Bundestagswahl und in die Methodik des Planspiels. Anschließend wurden die verschiedenen Rollen zufällig zugeteilt.

Als Spitzenkandidaten, Wahlkampfteams, Journalisten, Bundeswahlleiter, Beobachter und interessierte Bürgerinnen und Bürger gestalteten sie in der Simulationsphase den Wahlkampf. Zur Verfügung standen ihnen dafür ausführliche Rollenkarten sowie QR-Codes zu weiterführendem Material – beispielsweise zu den Kurzprogrammen der Parteien für die Bundestagswahl 2025. Das Ziel der politischen Teams war es, ihre Spitzenkandidaten bestmöglich auf das Highlight der Simulation vorzubereiten: das TV-Duell.

Das Duell wurde von Vertretern der BILD und von BR24 moderiert. Es entwickelte sich eine lebhafte Debatte, die von Publikumsfragen und kritischen Medienberichten begleitet wurde. Nach dem TV-Duell gaben die Teilnehmenden ihre Stimmen in einem eigens von den Bundeswahlleitern eingerichteten Wahllokal ab – mit Stimmzetteln, Wahlkabinen, Wahlhelfern, und allem, was zu einer echten Wahl dazugehört.

Reflexion und Erkenntnisse

Im Debriefing reflektierten die Teilnehmenden den Verlauf des Planspiels. Obwohl 77% der Mitwirkenden zuvor keine Erfahrungen mit Planspielen hatten, gaben 86% an, dass sie sich schnell in ihre Rollen einfinden konnten. Lediglich 9% hätten es vorgezogen, normalen Unterricht zu machen. So zeigte das Planspiel eindrucksvoll, wie theoretisches Wissen durch praktische Erfahrung lebendig wird.

Mehrere Spitzenkandidaten berichteten von der Schwierigkeit, innerhalb der Partei Kompromisse zu finden. Trotz ähnlicher Positionen war die Schwerpunktsetzung – etwa ob Migration, Klimaschutz oder Außenpolitik im Wahlkampf stärker betont werden sollte – eine herausfordernde Entscheidung. Der Zeitdruck wurde ebenfalls als belastend empfunden, da die Wahlkampfarbeit oft durch Interviewanfragen oder Anfragen des Bundeswahlleiters unterbrochen wurde. Ein Beleg dafür, wie anspruchsvoll die Arbeit von Politikerinnen und Politikern ist.

Zu ähnlichen Erkenntnissen kam ein Journalist der BILD. Er bemerkte, dass Wahlkampfberichterstattung häufig „Just-in-time-Journalismus“ sei, da Artikel schnell veraltet seien. So auch sein Bericht über Differenzen im Wahlkampfteam der AfD, den er um 9:30 Uhr verfasste, aber der um 10:00 Uhr bereits überholt war, weil die Differenzen durch die Beförderung eines Parteimitglieds zum Pressesprecher beigelegt worden waren. Das habe die journalistische Arbeit schwierig gemacht.

Die beiden Moderatoren des TV-Duells äußerten sich ähnlich. Sie erklärten, wie komplex es gewesen sei, die Vielzahl an Wahlkampfthemen in eine sinnvolle Struktur für das TV-Duell zu überführen. „Den Überblick zu behalten, wenn sieben Kandidaten miteinander diskutieren und zahlreiche Bürger Fragen stellen wollen, war nicht ganz einfach“, bemerkte ein Moderator.

Auch die Bundeswahlleiter und die kritischen Beobachter lieferten wertvolle Beiträge für die Auswertung. „Es ist schon erstaunlich, was man beim Aufbau eines Wahllokals alles berücksichtigen muss, wenn man die Wahlrechtsgrundsätze ernst nimmt“, merkte ein Bundeswahlleiter an. Einer der Beobachter wies hingegen darauf hin, dass die Wahlplakate der Parteien teils sehr umfangreich ausfielen, während in echten Wahlkämpfen vielmehr auf prägnante Slogans gesetzt werde.

Die „echte“ Wahl im Blick

Mit der echten Bundestagswahl am 23. Februar 2025 vor der Tür sind die Schülerinnen und Schüler nicht nur sicherer mit den Abläufen der Wahl vertraut, sondern auch dazu aufgerufen, ihre Verantwortung als Wählerinnen und Wähler ernst zu nehmen. Zudem hat das Planspiel gezeigt, dass handlungsorientierter Unterricht Wissen greifbar macht – und dabei richtig Spaß macht. Oder wie es ein Schüler ausdrückte: „Können wir so etwas nicht jeden Freitag machen?“

Ein herzlicher Dank gilt Frau Becker, Frau Bischoff und Herrn Lochmüller für die organisatorische Unterstützung.

Hildenbrand

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