Vom 10. bis 11. November fand zum dritten Mal die SMV-Fahrt des Schiller-Gymnasiums statt. In diesem Jahr war das Interesse so groß wie nie: Eine Rekordzahl engagierter Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgangsstufen 5 bis 13 machte sich auf den Weg in die Jugendherberge Wunsiedel, um dort zwei Tage lang intensiv zusammenzuarbeiten. Besonders gut passte dabei, dass sich die Unterkunft für die regionale Aufforstung des umliegenden Waldgebietes engagiert – ein Ansatz, den wir als Umweltschule gerne mittragen.
Vertreten waren alle gewählten Mitglieder der Schülermitverantwortung: die Klassensprecherinnen und Klassensprecher, die Jahrgangsstufensprecherinnen und Jahrgangsstufensprecher, die Schülersprecherinnen und Schülersprecher sowie die Leiterinnen und Leiter der SMV-Arbeitskreise. Gemeinsam nutzten sie die Zeit, um sich untereinander besser zu vernetzen, aktuelle Anliegen zu besprechen, gemeinsame Ziele zu formulieren und das neue Schuljahr zu planen.
Strukturen stärken – Demokratie erleben
Nach einer kurzen Kennenlernphase, die die Teilnehmenden mit einem „SMV-Memory“ in Bewegung und Begegnung brachte, ging es direkt an die inhaltliche Arbeit. In einem interaktiven Vortrag erläuterten das Team der Schülersprecher und die Verbindungslehrkräfte die Strukturen und Arbeitsweisen der Schülermitverantwortung. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Anliegen ihren Weg durch die verschiedenen Gremien finden und wie schulpolitische Entscheidungen getroffen werden. Der Grundgedanke: Nur wenn Arbeits- und Entscheidungswege transparent sind, kann die SMV zielgerichtet Anliegen entwickeln und vertreten. Ein Kahoot-Quiz half schließlich, die Inhalte spielerisch zu vertiefen.
Nach der Mittagspause erweiterten die Teilnehmenden ihre demokratischen Schlüsselkompetenzen. In einer weiteren Inputphase wurde ihnen das Werkzeug des Klassenrates vorgestellt – eine Arbeitsmethode, die Klassen befähigt, eigene Konferenzen abzuhalten, Anliegen zu formulieren und Entscheidungen zu treffen. Die Klassensprecherinnen und Klassensprecher wurden darin ausgebildet, solche Konferenzen anzuleiten: mit klar verteilten Rollen, verbindlichen Gesprächsregeln und fairen Verfahren der Beschlussfindung.
Die erlernten Techniken kamen direkt danach in der ersten großen Arbeitsphase zum Einsatz. In stufenweisen Workshops erarbeiteten die Unter-, Mittel- und Oberstufe drei große Themenbereiche: aktuelle Anliegen, gemeinsame Ziele und die Planung des neuen Schuljahres. Später wurden sie von den Leiterinnen und Leitern der Arbeitskreise, die zunächst ebenfalls für sich tagten, bei der Ausarbeitung und Feinplanung unterstützt.
Gerade in der Unterstufe zeigte sich, wie schnell demokratische Grundgedanken greifen. Während einer Diskussion meldete sich eine Schülerin zu Wort und gab zu bedenken:
„Wenn wir darüber abstimmen, ob in der Pause mehr Schachbretter aufgestellt werden sollen – ist es dann nicht unfair, wenn wir das einfach ablehnen, nur weil die meisten kein Schach spielen? Wir müssen doch auch an die denken, denen das wichtig ist.“
Eine kleine, unscheinbare Anekdote von großer Bedeutung: die Erkenntnis, dass Demokratie nicht nur Mehrheiten kennt, sondern auch die Interessen von Minderheiten schützt. Demokratiebildung in der unmittelbaren Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler – das ist „SMV-Fahrt“!
Große Aussprache mit der Schulleitung
Am Abend stieß unsere Schulleiterin Frau Dr. Emminger dazu, die eigens für die Aussprache anreiste und sich viel Zeit für die Anliegen der SMV nahm. In konzentrierter und produktiver Atmosphäre präsentierten die Schülerinnen und Schüler überzeugend ihre Ergebnisse, stellten Fragen und diskutierten gemeinsam über mögliche Umsetzungsschritte. Der Austausch reichte von ganz praktischen Alltagsfragen bis hin zu grundsätzlichen Überlegungen zum schulischen Miteinander.
Nach diesem intensiven Arbeitstag ließen die Teilnehmenden den Abend gemeinsam ausklingen – bei guten Gesprächen, Tischtennis und Spielen. Vor allem bei den zahlreichen „Werwolf“-Runden zeigte sich, wie überzeugend SMV-Mitglieder auch dann argumentieren können, wenn es um die Beteuerung ihrer eigenen Unschuld ging – ganz gleich, ob sie gerade arglose Dorfbewohner oder heimliche Werwölfe waren.
Arbeitskreise und Ausblick
Nach einem gesunden Frühstück begann der zweite Tag mit einer Rückschau auf die Ergebnisse des Vortags. Anschließend arbeiteten die Teilnehmenden in den Workshops der SMV-Arbeitskreise weiter – diesmal bewusst altersgemischt, um die Ideen aller Jahrgangsstufen zusammenzuführen. Die Gruppen überlegten, welche Schritte als Nächstes anstehen, wie Pläne umgesetzt werden können und wie Teilprojekte im Laufe des Schuljahres begleitet werden.
In der abschließenden Runde präsentierten die Arbeitskreise ihre Ergebnisse, ehe die Verbindungslehrkräfte einen Ausblick auf anstehende Termine gaben und per Kahoot eine kurze Evaluation durchführten. Nach einem gemeinsamen Mittagessen ging es schließlich zurück ans Schiller-Gymnasium.
Nachhaltig und inklusiv
Die Ergebnisse der SMV-Fahrt werden nun in allen Klassen und Kursen vorgestellt und in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Lehrkräften, dem Direktorat und den Oberstufenkoordinatoren in Umsetzung gebracht. Die SMV-Fahrt hat erneut gezeigt, wie wertvoll altersübergreifende Zusammenarbeit ist und wie die gemeinsame SMV-Arbeit Demokratie, Teilhabe und Verantwortung unmittelbar erfahrbar werden lässt – unabhängig von Jahrgangsstufe, Herkunft oder Geldbeutel.
Ein ganz herzlicher Dank gilt dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“, das die Fahrt durch seine großzügige Förderung erst möglich gemacht hat und dazu beiträgt, dass die Arbeit der Schiller-SMV integrativ und inklusiv bleibt – zugänglich für alle Schülerinnen und Schüler.
Die Veranstaltung wurde im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ durch das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.
Eure Verbindungslehrkräfte
Michaela Berner-Sebald
Ralf Hildenbrand