Die Klasse 8b im Live-Interview mit BR24-Reporter Maxi Pichlmeier

Am Mittwoch, den 26. November, nahm die Klasse 8b des sozialwissenschaftlichen Gymnasiums an einem Live-Interview der Friedrich-Ebert-Stiftung teil. Zu Gast war Maxi Pichlmeier, Reporter und Host der „News-WG“, dem jungen Nachrichtenformat von BR24. Moderiert wurde das Gespräch von Lisa Mutschke vom JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis. Für die Schülerinnen und Schüler bot sich die seltene Gelegenheit, direkt mit einem Journalisten ins Gespräch zu kommen, der täglich dort arbeitet, wo politische Meinung junger Menschen entsteht: auf Social Media. Der Austausch knüpfte damit direkt an die Unterrichtsinhalte in Politik und Gesellschaft an. Im Themenfeld „Jugend und Medien“ beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler intensiv mit Algorithmen, Filterblasen, Fake News, Hate Speech und Social Bots – also genau jenen Mechanismen, über die im Interview gesprochen wurde.

Nach einer kurzen Einführung durch Lorenz Hahn (FES) über die Schnelllebigkeit, Lautstärke und Emotionalität sozialer Netzwerke erzählte Maxi Pichlmeier zunächst von seinem journalistischen Werdegang. Über ein Studium der Politikwissenschaft und Stationen bei Lokalzeitungen, Radio, Podcasts und Fernsehen fand er seinen Weg in den Journalismus und konnte sein politisches Interesse zum Beruf machen. Seit drei Jahren ist er Host der „News-WG“, die Jugendlichen politische Inhalte auf Augenhöhe erklärt – so, dass sie sich angesprochen fühlen und erkennen: Politik betrifft mich.

Besonders anschaulich waren die Einblicke, die Maxi in die Arbeit der News-WG gab: eine kurze Room-Tour durch die Räumlichkeiten, der typische Tagesablauf mit Redaktionskonferenzen um 9 Uhr, Themenfindung, Straßenumfragen und der mehrstufige Produktionsprozess von Kurzvideos. Die Jugendlichen erfuhren, wie viel Recherche, Abstimmung und Schnittarbeit hinter einem einzigen 30–45-Sekunden-Clip steckt – und wie eng dabei journalistische Sorgfalt und die Dynamik sozialer Medien zusammenhängen.

Im Live-Interview, das via Zoom ins Klassenzimmer übertragen wurde, rückte anschließend die Frage in den Mittelpunkt, wie Social Media politische Meinungsbildung beeinflusst. Maxi zeigte anhand vieler Beispiele, wie TikTok und Instagram funktionieren, warum TikTok viel schneller, emotionaler und weniger persönlich ist – und wie in sozialen Netzwerken Filterblasen entstehen, die Meinungen verstärken und verzerren können. Parteien nutzen diese Mechanismen gezielt, indem sie kurze Ausschnitte aus Debatten posten, die stark vereinfachen, polarisieren und ohne Kontext viral gehen.

Die Schülerinnen und Schüler wollten wissen, wie man das durchbrechen kann. Maxi betonte die Bedeutung von Transparenz, Kontroversität und Quellenvielfalt. Besonders misstrauisch sollte man gegenüber Inhalten sein, die mit hoher Emotionalität „die eine Wahrheit“ präsentieren. Seriöse Angebote stellen mehrere Seiten dar, betonte er. Formate wie die News-WG, tickr (WDR), der News-Podcast „0630“, die Tagesschau (via TikTok oder in einfacher Sprache) oder das Nachrichtenmagazin logo seien gute Ausgangspunkte. Social Media solle aber immer nur Einladung zum Weiterrecherchieren sein.

Ein besonders persönlicher Teil des Gesprächs drehte sich um Maxis Umgang mit Hate Speech und seine Rolle als News-Influencer. Er berichtete offen davon, manchmal Social-Media-Pausen einzulegen, sich aber nicht von vereinzeltem Hass entmutigen zu lassen. Er sei sich bewusst, dass seine Community von seinen Videos beeinflusst wird – und dass damit Verantwortung einhergeht. Wenn er von Freunden als „Influencer“ vorgestellt werde, frage er sich zwar manchmal, ob das wirklich zutrifft – als jemand, der Werte und Haltungen vermittelt, könne er diesen Begriff für sich aber durchaus annehmen. Auch über schwierige Momente sprach er offen – insbesondere über den Tod seines Partners. Sein Trauer-Content habe „echten Impact“ gehabt und dazu geführt, dass sich Nutzerinnen und Nutzer bei ihm bedankten, weil sie sich gesehen fühlen und er nicht nur die sonnigen, schnellen und krassen Momente auf Instagram teilt.

Mehrfach bedankte sich Maxi im Interview für die guten Nachfragen unserer Schülerinnen und Schüler, die von Lisa Mutschke dankenswerterweise immer wieder aufgegriffen wurden. Die Fragen reichten von der Rolle journalistischer Neutralität bis hin dazu, wie er damit umgeht, wenn Inhalte der News-WG nicht seiner persönlichen Meinung entsprechen. Maxi betonte klar: Im Journalismus gilt Faktenorientierung vor Meinung – und beide Seiten müssen sichtbar werden. Die persönliche Einstellung dürfe bei der Themenauswahl niemals eine Rolle spielen. Zudem müssten in journalistischen Texten Meinungsäußerungen klar gekennzeichnet werden – ein weiterer Unterschied zum bewusst überwältigenden Content in sozialen Medien, dessen sich Jugendliche bewusst sein sollten.

Zum Abschluss richtete Maxi Pichlmeier einen klaren Appell an die Jugendlichen: In Zeiten von KI-generierten Fake-Videos und irreführenden Zusammenschnitten müsse man genau prüfen, was man sieht. Häufig würden Videos mit verändertem Sound hinterlegt, um Inhalte manipulierend darzustellen. Er könne sich nicht davon ausnehmen, auf solche Inhalte schon hereingefallen zu sein. „Checkt immer, ob der Zusammenhang passt, der euch da verkauft wird“, appellierte er an die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer.

Für die Schülerinnen und Schüler des SWG-Zweiges in der 8b war das Interview ein spannender und sehr praxisorientierter Einblick in die politische Meinungsbildung im digitalen Zeitalter. Vielen Dank an die Friedrich-Ebert-Stiftung, das JFF und natürlich an Maxi Pichlmeier für diesen inspirierenden Austausch.

Ralf Hildenbrand

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner