Vom 24. bis 28. Februar 2025 unternahmen die Klassen 11a, 11b und 11c des Schiller-Gymnasiums ihre Studienfahrt nach Berlin. Am Tag nach der Bundestagswahl in die Bundeshauptstadt zu verreisen, war vielversprechend – und genau so kam es auch. Internationale Fernsehteams positionierten sich im Stadtgebiet, Spitzenpolitikerinnen und -politiker eilten geschäftig durch das Regierungsviertel, und wer aufmerksam genug war, konnte Persönlichkeiten wie Außenministerin Annalena Baerbock oder Bundestagspräsidentin Bärbel Bas erspähen. Mittendrin: Rund 70 Schülerinnen und Schüler des Schiller-Gymnasiums, die sich auf eine intensive Woche voller Geschichte, Politik, Kultur und Großstadtflair freuen durften.
Historische Spurensuche zwischen NS-Zeit und DDR
Ein Schwerpunkt der Berlin-Fahrt war das Lernen vor Ort zur deutschen Geschichte. Der Nationalsozialismus und die DDR waren zentrale Themen, die in verschiedenen Programmpunkten aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wurden. Besonders eindrücklich war der Besuch im Haus der Wannseekonferenz, das in seiner idyllischen Lage am Wannsee kaum erahnen lässt, dass hier 1942 fünfzehn hochrangige Vertreter der SS, NSDAP und verschiedener Reichsministerien die Deportation und Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden besprachen. Der Besuch in der Gedenk- und Bildungsstätte hinterließ bei vielen Schülerinnen und Schülern einen nachhaltigen Eindruck. In die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands fügte sich auch der Besuch des Holocaust-Mahnmals ein.
Auch die DDR-Vergangenheit Berlins wurde intensiv thematisiert. Ein Besuch im DDR-Museum mit anschließendem Zeitzeugengespräch ermöglichte den Schülerinnen und Schülern persönliche Einblicke in das Leben in der ehemaligen DDR. Authentisch berichtete ein Zeitzeuge von Überwachung, Einschränkungen und Herausforderungen des Alltags hinter der Mauer.
Eine weitere, eindrucksvolle Perspektive auf die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts bot die Berliner Unterwelten-Führung durch den Fichtebunker. Der ursprünglich als Gasometer errichtete Bunker diente im Zweiten Weltkrieg tausenden Menschen als Zufluchtsort. Während des Rundgangs unter den Straßen Berlins wurde nicht nur die Technik und der Aufbau des denkmalgeschützten Bauwerks erklärt, sondern auch die düstere Realität des Bombenkriegs und das Leid von Kriegsflüchtlingen und Obdachlosen vermittelt.
Politik hautnah: Bundestagsbesuch und Gespräch mit Jörg Nürnberger
Natürlich durfte bei einer Berlin-Fahrt auch der Blick auf das aktuelle politische Geschehen nicht fehlen. Höhepunkt war der Besuch im Deutschen Bundestag, wo die 11. Klassen einen Vortrag zur Parlamentsarbeit auf der Besuchertribüne verfolgten und anschließend die Reichstagskuppel besichtigten.
Besonders wertvoll war das persönliche Gespräch mit dem Hofer Bundestagsabgeordneten Jörg Nürnberger (SPD). In einem ausführlichen Austausch im Paul-Löbe-Haus sprach er über seinen politischen Alltag und seine besondere Verbindung zwischen Berlin, Prag und Hof – Städte, zwischen denen er regelmäßig pendelt. Vor allem die sicherheitspolitischen Herausforderungen in Zeiten des Russland-Ukraine-Kriegs boten eine spannende Diskussionsgrundlage, und Nürnberger, der dem Verteidigungsausschuss und dem Ausschuss für Angelegenheiten der Europäischen Union angehört, beantwortete geduldig die zahlreichen Fragen der Jugendlichen.
Zum Abschluss des Besuchs durfte selbstverständlich ein Mittagessen in der Besucherkantine des Bundestags nicht fehlen. Bei Blick auf die Spree und das ARD-Hauptstadtstudio konnten sich die Jugendlichen nach der intensiven Auseinandersetzung mit der Tagespolitik stärken.
Stadtrallye, Kulturevents und Berliner Highlights
Neben den historischen und politischen Themen kam das Erleben Berlins als pulsierende Metropole nicht zu kurz. Bereits am ersten Tag erkundeten die Schülerinnen und Schüler im Rahmen einer Stadtrallye zahlreiche Wahrzeichen der Stadt, darunter den Alexanderplatz, das Rote Rathaus und das Brandenburger Tor. Während des Stadtspaziergangs beantworteten die Lehrkräfte erste Interviewanfragen der internationalen Presse – so wurde Herr Atze vom deutsch-französischen Fernsehsender arte zu seinen Erwartungen an die neue Bundesregierung befragt.
Ein weiteres Highlight war die Aussicht vom Berliner Fernsehturm: Der Blick über die leuchtende Hauptstadt entschädigte für den anstrengenden ersten Tag und sorgte für viele staunende Gesichter.
Auch das Abendprogramm bot eine Vielzahl von kulturellen Erlebnissen: Am Dienstag konnten die Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Veranstaltungen wählen, darunter die Oper „Der fliegende Holländer“ in der Deutschen Oper, die Grand Revue „FALLING | IN LOVE“ im Friedrichstadtpalast oder das politische Kabarett „Steglitz, wir haben ein Problem“ der Stachelschweine. Für viele wurde dieser Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Am Mittwoch warteten in den Kinos besondere Geheimtipps auf die Gruppe. Hierzu gehörten der Besuch eines gemeinnützig geführten Independent-Kinos in Berlin-Moabit sowie ein Ausflug ins Babylon-Kino, das in einem denkmalgeschützten Gebäude untergebracht ist.
Den Abschluss der Woche bildete der letzte Abend mit ausgelassener Stimmung: Die Schülerinnen und Schüler besuchten die Schülerdisco im „Matrix Club“ – ein Event mit viel Partyatmosphäre, aber in einem verantwortungsvollem Rahmen.
Ein straffes Programm, das in Erinnerung bleibt
Nach fünf ereignisreichen Tagen voller Eindrücke, Diskussionen und spannender Erlebnisse ging es am Freitag wieder zurück nach Hof. In den Gesichtern spiegelte sich die ganze Bandbreite der Emotionen: Begeisterung über die vielen Erlebnisse, Erschöpfung nach dem dichten Programm – und vielleicht auch ein bisschen Wehmut, dass diese besondere Klassenfahrt schon vorbei war.
Ein herzliches Dankeschön gilt den begleitenden Lehrkräften Frau Weidle (Schulsozialpädagogin), Frau Dr. Schweitzer, Frau Millitzer, Herrn Spieler und Herrn Atze, ohne deren Engagement die Studienfahrt nicht möglich gewesen wäre.
„Viel erlebt, viel gesehen – eine rundum gelungene Klassenfahrt“, so das Fazit eines Schülers. Und eines ist sicher: Die nächste Berlin-Fahrt kann kommen!
Hildenbrand