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Alumni Film Kunst

„Like Birds“

Markus Jung ist nicht nur Instrumentalist und Singer-Songwriter, sondern auch Musiklehrer am Schiller-Gymnasium. Marlena Schwotzer war bis 2019 Schülerin an der selben Schule. In der Oberstufe hat sie Kunst anstatt Musik belegt und schon als Schülerin mit einer Einzelausstellung auf dem Theresienstein für Aufsehen gesorgt. Ein gemeinsames Projektieren zwischen den beiden mag für den Außenstehenden nicht auf der Hand liegen. Nach Genuss dieses Videos darf man sich deshalb gerne die Augen (und die Ohren) reiben.

Kennt man Jung, so überrascht die Verknüpfung kaum:

Als Kulturinteressiertem und Kulturschaffendem in der Region ist es mir seit langem schon ein Anliegen, Künste und Künstler verschiedener Genres zusammenzubringen. In diesem Falle hatte ich Glück und für meine Musik klappte es umgedreht auch.

Als dritte Single-Auskopplung aus Jungs erstem Lieder-Album „Passed Essences“ war „Like Birds“ auf der Suche nach einem Video. Nachdem Kunstlehrer Sebastian Schumann sich für die visuelle Interpretation von „Everybody’s Angel“ und „Who are You?“ verantwortlich zeigte und das P-Seminar „Film“ sich mit „On and On“ auseinandergesetzt hatte, war es Zeit für einen frischen Ansatz. Das Lied selbst entfaltet sich klanglich immerhin sphärisch und greift weiter, als eine weltliche Stadt als Kulisse zu reichen vermag. Marlena Schwotzer lebt in der Kunst und war von diesem Projekt sogleich angetan.

Bevor ich mit „Like Birds“ anfing, hatte ich bereits ein halbes Jahr damit verbracht, mich mit der Animation zu beschäftigen. Ich erstellte nach Lust und Laune eine ganze Menge von kurzen und bunt gemischten Szenen. Nach einer Weile stand mir dann der Sinn nach einem größeren Projekt – dass ich von Markus Jung dafür beauftragt wurde, kam mir da nur gelegen.

Im Ergebnis sehen wir einen Zeichentrickfilm, der sich organisch aus einer Spielszene entwickelt. Die unwirkliche Welt der musikbegeisterten Besucher entpuppt sich als ein Parkour, den der Protagonist bewältigen muss. Verschiedene Metamorphosen fördern und hindern ihn in diesem Unterfangen. Wer die Kunst als ein Handwerk antizipiert, könnte bei allem Staunen doch bemängeln, dass Vögel auf der Bildebene spärlich gesät sind. Markus Jung gehört zu einer anderen Fraktion:

Wer Bilder und Liedtext hinterfragt, kann in Kombination noch viel weiter kommen, als diese Bestandteile alleine tragen würden – Ein wahrhaft lohnenswerter Ansatz!

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Film Kunst P-Seminar

Jurassic Schiller

Markus Jung ist Musik-Lehrer am Schiller-Gymnasium, aber vor allem Instrumentalist und – noch nicht allzu lange – Sänger. Sein erstes Album in diesem Sujet ist „Passed Essences“; zu Beginn diesen Jahres erschienen. Die Schülerinnen Lucia Herrmann, Katharina Opel, Iris Palatinus und Sophia Pohl haben sich für Track 05 daraus entschieden, um als P-Seminar-Projekt ein Video damit zu gestalten.

„On And On“ erzählt in der Ton-Spur eine Geschichte über eine ambivalente Lebenssituation; übers Eigentlich-loslassen-müssen und übers In-der-Schleife-gefangen-sein. Sophia Pohl hat dies in Ihrem vorbereitenden Treatment mit einem humanoiden Teddybären aufgegriffen, der sich in einer bildhaften Analogie auf einer nicht enden wollenden Reise befindet, deren Kreuzungen und Abzweigungen den Protagonisten vor die immer gleiche Wahl stellen.

 

Der aufmerksame Betrachter wird einen zweiten, originaltypischen Teddybären als Alter-Ego erkennen, der von seinem Besitzer in einen Fluss entsorgt wird, wo er sich faktisch nicht gegen die Strömung entscheiden kann. Zwei Alternativen sind das. Welche davon entspricht mir?

Und wo ist der Teddybär aus dem Skript im fertigen Video geblieben? Die Produzentinnen haben sich vom Treatment über das Buch und ihre Storyboards fortwährend kritisch mit der ursprünglichen Idee auseinandergesetzt. In einer Folge daraus wurde manche naheliegenden Lösungen für den größeren Effekt frisiert.

Der evolutionäre Downgrade des Säugetiers zum prähistorischen Reptil sorgt für eine größere Diskrepanz zu uns Menschen und verstärkt damit den ironischen Unterton. Außerdem unterläuft unser T-Rex zugleich das eine oder andere Klischee, welches man mit dem vernachlässigten Teddybären unweigerlich auf den Plan ruft. Spannend ist auch für den Seminarleiter, welche Wellen diese einfache Modifikation für die vollumfängliche visuelle Ästhetik des Videos nach sich gezogen hat.

Und wenn wir gerade bei Wellen sind: Das Schiller nimmt Trittbrettfahrer nicht nur hinsichtlich seines Tablett-Konzeptes gelassen – https://www.youtube.com/watch?v=Bx50BUOwp-8

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Film

Grrrl!

Grrrl!

#oF Next ist zurück – der Pandemie grimmig zu trotzen.

Mit digitalem Kino haben die Internationalen Hofer Filmtage mittlerweile Erfahrung. Erfahrung, die heute auch auf dem neusten #oF Next ausgespielt wurde. Im direkten Draht nach München haben sich unsere Schüler online mit Natascha Zink getroffen. Sie studiert Spielfilmregie an der Hochschule für Fernsehen und Film und Ihr Kurzfilm „Grrrl“ feierte im letzten Herbst Premiere bei den Filmtagen:

Zoe ist Teil einer Frauengruppe, die Nachts unterwegs ist, um Frauen sicher nach Hause zu bringen. Dabei sind sie auch bereit, Gewalt anzuwenden. Eines Abends kommt Zoes Freundin von einer nächtlichen Aktion verprügelt zurück und Zoe muss feststellen, dass ihr Bruder in die Prügelei verwickelt war.

Schade, dass ein Film mit so viel gesellschaftspolitischer Relevanz mangels Altersfreigabe von Schülern nicht gesehen werden darf – es sei denn, sie besuchen unsere Veranstaltungsreihe #oF Next, die grundsätzlich allen Schülern unserer Stadt mit Erlaubnis durch die Eltern offen steht.

Zoe durch die 15 Minuten Spiellänge zu begleiten, öffnet die Augen. Es bedurfte nur wenige einordnende Worte durch die Regisseurin und die erste Schülerin stellte fest, dass unsere Gesellschaft in Schwarz und Weiß kaum zu begreifen sei; dass Gewalt – auch solche gegen Frauen – das Überschreiten von oft schemenhaft gezogenen Grenzen bedeutet. Daher brauche es ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, um überhaupt zu bemerken, das etwas schief läuft.

Eine zweite Schülerin findet Zoes Umgang mit ihrem Bruder spannend inszeniert. Wofür ein ubekannter Mann ohne Zögern Widerwehr zu spüren bekommen hätte, bleibt der Bruder als Täter unbescholten. Man sähe hier eindrucksvoll, wie viel schwieriger es ist, die eigenen Standpunkte gegenüber vertrauten Personen zu verteidigen. Erinnerungen an den eigenen insistierenden Großvater werden zwangsläufig geweckt.

Natascha Zink freut sich über diese Beobachtungen. So war es doch ein prominentes Ziel ihrer filmischen Erzählung, auf Strukruten wie patriachale Familienbilder aufmerksam zu machen. Wir übernähmen, so die Regisseurin, diese Bilder nur zu bereitwillig. In der Folge wunderb wir uns wiederum, warum das Rollenverständnis der Geschlechter in unserer Gesellschaft sich so schwer tut, mit dem Sprung ins aktuelle Jahrtausend.

Leicht gesagt; das mit dem Hinterfragen und Benennen von Grenzüberschreitungen. Wie soll das gehen? Das gemeinsame Schauen und Diskutieren von guten Filmen, idealerweise im Kino, macht Spaß und und macht aufmerksam, so stellt Thorsten Schaumann, der künstlerische Leiter der Internationalen Hofer Filmtage, fest. Ein Schüler nach der Veranstaltung: „Die Diskussion hat mir das Thema auch nochmal bewusst gemacht, weil man dort direkt von den Problemen gehört hat, über die man sich sonst wirklich einfach keinen Kopf macht.“

#oF Next will return.