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Film Kunst Weihnachten

Why?nachten!

»CK’s Christmas Reel« hat seine Uraufführung auf dem Adventsmarkt des Schiller-Gymnasiums gefunden und steht Ihnen nun auch online zur Verfügung. Die produzierenden Lernenden freuen sich über Ihre Fragen rund um Weihnachten und das Christkind, falls der aktuelle Film diese noch nicht beantworten kann. Besuchen Sie die Video-Plattform und schreiben Sie uns einen Kommentar unter das Video!

❄︎ Behind the Scenes ❄︎

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Film Kunst Wahlkurs Wettbewerb

Klavier, Pistole und ein Hai

Wie alles begann. 13 Minuten sind schon ein dickes Brett – zumal, wenn man vom Bohren noch keine Ahnung hat. Versteht man zudem nichts vom Messen, so ist es ohnehin einerlei. Das war in etwa die Situation, als sich im September 2019 einige Lernende aus den damaligen achten Klassen dazu entschlossen hatten, es einmal mit Film zu versuchen. In der breiten Wahlkurslandschaft am Schiller war die AG Film damals ein frisch gekeimtes Pflänzchen. Klein, unscheinbar und alles andere als robust; der steten Bedrohung ausgesetzt, im Schatten der populären Koniferen rasch wieder einzugehen.

Immerhin: Die Schulleitung hatte ordentlich angegossen und so lagen zur Schnupperstunde eine Systemkamera mit Stativ, Tonangel und Flächenleuchten auf dem Tisch. Der Mann hinter dem Tisch hatte sein Filmlehrer-Zertifikat gerade erst abgeheftet; erzählte von Bildausschnitt und Weißabgleich; von Storieboarding und Aufnahmeleitung. Dabei – das hat er mittlerweile begriffen – ist es das beherzte Klacken mit der Filmklappe, dass die Herzen der Interessenten zum Schmelzen bringt.

Es ist durchaus typisch, dass eine frische AG Film mit einer deftigen Komödie ihren Einstand feiert. „Tödliche Liebe“ – so der einstige Arbeitstitel – machte am Schiller keine Ausnahme. Das Drehbuch aus Schülerhand war schlüssig, pointiert, witzig und schien in seiner Struktur, hauptsächlich bestehend aus kurzen Episoden, für die Bearbeitung im schulischen Rahmen gut geeignet.

In einer Wahlkursstunde zu drehen, erwies sich dennoch bald als Hemmschuh. Und so lief es dann doch auf zahlreiche Blocktermine Freitags nach der Schule hinaus, über welche auch die obligatorische Partypizza nicht immer vollständig hinwegtrösten konnte. Eine gewisse Fluktuation war in der ohnehin immer kleinen Teilnehmerzahl deshalb unausweichlich. Nicht jeder Filmfreund bewies einen langen Atem. Nicht jeder hielt den gymnasialen Leistungsanforderungen stand. Eine große Freude kam deshalb immer dann auf, wenn sich trotzdem ausgerechnet Schülerinnen mit Schauspielerfahrung zum Mitwirken entschlossen hatten.

Auch die Unterstützung durch Lehrer und Hauspersonal in Nebenrollen war immer wieder eine wertvolle Motivationsquelle, die den fast fertigen Film über die Corona-Pandemie vor dem Versanden retten konnte. Während mancher Regelunterricht im Homeschooling kaum in den Tritt kam, blieb die AG Film auf Drängen der Schüler ein fester Bestandteil im Stundenplan. Schneiden konnte man schließlich auch via Remote Control von verschiedenen Zuhauses aus.

So schälte sich erst über Jahre eine eigentlich archetypische Erzählung heraus: Ausgerechnet am Jahrestag wird Julia Zeuge von Romeos Avancen gegenüber einer Anderen. In ihrem Schmerz entschließt sie sich zur Rache, doch da das Curriculum einer allgemeinbildenden Schule so unfassbar viele Gelegenheiten bietet, erweist sich die Entscheidung über den Modus operandi als unerwartete Herausforderung.

Aus dem Projekt „Tödlich Liebe“ ging schließlich der Film „10 Variationen für Klavier und Pistole“ hervor. Nach allen Hürden scheint dies noch immer unglaublich. Die Zeit aber, in welche er nun geboren wurde, war eine andere geworden. Kriege, die nun in der Nachbarschaft unserer Staatenunion Freiheit und Frieden destabilisieren, führen auch beim Kerneuropäer zu einer gestiegenen Sensibilität gegenüber Aggressionsmetaphorik. Witze, die explosive Wurfgeschosse beinhalten, sind heute aus sehr gutem Grund nicht mehr witzig. Es sei denn, man pflegt einen dezidiert schrägen Humor. Das kann man mit der populärkulturellen Vokabel des „Trash“ belegen. Man kann sogar ein Filmfestival ausrichten, das nichts anderes zeigen will.

Kassel macht so etwas. Das Internationele Trashfilm-Festival fand dieses Jahr zum 19. Mal statt. Und 10 Variationen durfte dort am nationalen Wettbewerb teilnehmen. Dass man dem sperrigen Erstlingswerk hier ein kleines Denkmal setzen möchte: Grund zum Jubel. Dass sich die Delegation aus Hof ganzheitlich auf diese Veranstaltung eingelassen hat: Ehrensache. Dass man furchtbar gerne eines dieser herrlich trashigen Veranstaltungsplakate gehabt hätte: eine Selbstverständlichkeit.

Als der Autor dieses Artikels zwischen den Filmschülern im Publikum sitzt und all diese absonderlichen Filme über tödliche Brillenputztücher, auf Enten reitende Cowboys und flugunfähige fliegende Mönche bestaunt, kann er sich eines gelegentlichen Blickes zur Seite nicht erwehren. Der parallele Film im eigenen Kopf bestand ausschließlich aus Rückblenden. Diese wunderbaren jungen Menschen hatten in den vergangenen fünf Jahren so viel erlebt. Sie haben empfindliche Krisen bewältigen müssen und leuchtstarke Erfolge gefeiert. So nichtig die Filmerei auf lange Sicht auch gewesen ist – Sie hatte das reale Leben überdauert. Wenn das bis nach Kassel möglich war, dann, so wurde in jenem Moment deutlich, würde sie auf gewisse Weise ein Teil von uns bleiben; noch lange nach Abreise.

Unsere Filmklappe ist heute nahezu hinüber. Viele hunderte Male waren Whiteboardmarker verschiedenster Couleur über das einst hochglänzende Acryl geglitten. „Die Erste!“, „die Zweite!“, „die Zwanzigste!“ Auf akkurat gezogene Schwünge folgten immer unbeherrschter tanzende Zeichen, dann pubertäre Schmähungen, dann zunehmend elaborierte Situationskomik und schließlich wieder der akkurate Schwung. Hätte man Zeit, so ließe sich an den ersten Sekunden einer jeden Aufnahme das Heranwachsen vom Wahlkurs selbst und zugleich dessen Mitgliedern anschaulich nachvollziehen.

„Gestorben.“ sagt der deutsche Regisseur zum Schluss; wenn endlich ein guter Take stattgefunden hat und meint damit für gewöhnlich nicht die Klappe selbst, deren Schraubverbindungen bei unserem Exemplar abgenutzt, deren Magnet herausgebrochen und deren Oberfläche zerschunden ist. Eine ambulante Operation hat ihr eine neue Haut geschenkt. Wie ein Staffelstab erfährt sie weitergereicht an die nächste Generation AG Film mit dem nächsten Filmlehrer in diesen Tagen ein zweites Leben.

Die alten Häsinnen und Hasen hingegen (sofern sie nicht in jüngeren Jahrgängen Eingang in die neue AG gefunden haben) wenden sich den Herausforderungen des Abitur zu. Dies nämlich war in den letzten fünf Jahren zu allermindest zu lernen: Film kostet Zeit. Hoffentlich bereichert, beenden sie nun dieses Kapitel. 10 Variationen war ein Lehrstück und hatte gegen professionelle Trash-Filmer keine Chance. Ihn in Kassel zeigen zu dürfen schließt aber aufs angenehmste die Klammer um eine besondere Zeit. Sie war am vergangenen Samstag kurz nach Null Uhr zugleich mit diesem ähnlich bemerkenswerten Festival in die flirrende Mitternachtsluft zerstoben. 

 

Ende

 

[Abspann]

(Der Filmlehrer bringt sich mit seiner Handykamera beim Verlassen des Festivallokals so in Stellung, wie die Schüler ihn instruiert haben und sagt: „Kamera läuft.“)

[Aufblende]

Gehsteig vor dem Veranstaltungslokal | Nacht

Schülerin #1 stürzt aus der Türöffnung und bleibt entkräftet auf dem Boden liegen. In ihrer Hand: Ein provisorisch zusammengerolltes Veranstaltungsplakat des 19. Internationalen Trashfilm-Festivals.

Schülerin #1 <röchelnd> zu Schülerin #2

Alles was zählt, ist die Mission!

Schülerin #2, die dort bereitstand, zögernd einen Moment; ergreift dann doch beherzt das Plakat und flieht damit, so schnell sie nur kann, hinein in die Dunkelheit des mitternächtlichen Kassel.

[Abblende]

To be continued …

Wir danken herzlich der Schulleitung, für die finanzielle Unterstützung dieser Reise und Frau Richter, für ihre bestens gelaunte Begleitung.

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Film Kunst Wahlkurs Wettbewerb

Im Fokus: Unser Kurzfilm OBSCURA

Es war auf Messers Schneide gestanden. Am Vorabend um 20.56 Uhr lief der ByCS-Messenger heiß. Zwei Schülerinnen, die in Gesellschaft eigentlich am folgenden Morgen des 27. Januars nach Bamberg reisen wollten, um dort einen selbstgebackenen Film zu präsentieren, fanden keine gültige Zugverbindung mehr. Der GDL-Streik tat, was er dem Vernehmen nach sollte: weh. Zumindest der verantwortliche Lehrer sah sich der Verlockung ausgesetzt, den aufwendigen Trubel abzublasen und ein erholsames Wochenende zuhause zu verbringen. Ohne Beförderungschaos, Hotelmatratze und Popcorn unter den Schuhsohlen.

Doch da war die Schulleiterin, welche noch gegen Mitternacht nach alternativen Transportmitteln googelte und da waren Film-Schüler und Film-Schülerinnen, die es sich zwei Jahre lang alles andere als leicht gemacht hatten, um ihr Baby in trockene Tücher zu bekommen. Als in der Bahn-App doch noch eine Verbindung über Nürnberg aufploppte, regnete es wiederum Indiana-Jones-Emojis im Messenger. Die Entscheidung FÜR ein Abenteuer mit in vielerlei Hinsicht offenem Ende war getroffen; fünf Stunden Nachtruhe noch übrig; keine Ahnung im Umlauf, dass die darauffolgende Nacht erneut kurz werden sollte.

Ein Premake zieht Kreise

 

Warum die Mühe? Eine öffentliche Premiere hatte der Kurzspielfilm «Obscura» der AG Film des Schiller-Gymnasiums Hof bereits im Sommer feiern dürfen. Im Rahmen des Zweiten SGH-Filmabends lief er im Central Kino im voll belegten Saal vor 100 Leuten. Am Applaus und den Tage später noch eingehenden Rückmeldungen war allerdings kenntlich geworden, dass er im sieben Filme umfassenden Programm eine besondere Wirkung erzielt haben musste.

 

Man fasste den Entschluss ein größeres Publikum zu suchen. Und da gerade keine Wettbewerbsfristen liefen, wurde der Fünfzehnminüter ersatzweise bei den Kurzfilmtagen Bamberg eingereicht. Dass es sich hierbei um ein internationales Festival mit drei Jahrzehnten Renommee handelt, ist womöglich übersehen worden.

 

Ganz jung ist Obscura allerdings auch nicht. Wenn Kunstlehrer sich auf ihre Mutation zum Filmlehrer vorbereiten, müssen sie auch Drehbuch schreiben. So geschehen 2017, als der Verfasser dieses Artikels zusammen mit dem überaus geschätzten Kollegen Zehe – der von mancher Seite nicht zu Unrecht immer wieder der Fachschaft Kunst zugeschlagen wird – eine solche Ausbildung durchlaufen hatte.

 

Eine kleine Schülergruppe aus dem damaligen Wahlkurs „Freies Gestalten“ um Celina Pscherer und Ela Kapici war bereit für Pizza und Traubensaftschorle einen Tag auf dem Dachboden der Schule zu verbringen, um dort das besagte Drehbuch zu verfilmen. Das Bild war akzeptabel. Die schwierigen akustischen Bedingungen aber zwangen die blutigen Anfänger zur Aufgabe. Ein spröder Film-Torso war das Ergebnis. Leise und geheimnisvoll funkelte er fünf Jahre vor sich hin.

Sehnsuchtsort Schul-Dachboden

 

Fertige Filmlehrer führen freilich zu fantasievollen Film-AGs. Am Ende mag es jedoch vor allem am wesentlichen Handlungsort gelegen haben, der die Aufmerksamkeit 2022 wieder auf das Drehbuch mit dem lapidaren Arbeitstitel «Die Kamera» gerichtet hatte. Ein Team aus sieben Schülerinnen und Schülern hatte trotz Pandemie die Dreharbeiten zu seinem ambitionierten Erstlingswerk «10 Variationen für Klavier und Pistole» gerade abschließen können. Als jener Titel die Nachproduktion durchlief, war der Hunger nach einem Folgeprojekt bereits spürbar geworden.

 

Und so wurde die alte Sofortbildkamera mit einem neuen Akku bestückt, die Tierschädelsammlung des Fachbereiches abgestaubt und zwei Päckchen roten Kaugummis wurden nachgekauft. Es war erneut Zeit, die Hausmeister nervös werden zu lassen und ein Sparkonto für das Party-Pizza-Budget anzulegen. Es war wieder Zeit, dem geisterhaften Herrn des Dachbodens in die nicht vorhanden Augen zu blicken. Ein unüberschaubarer Kraftakt war anberaumt. Selten so viel gefordert und gegeben, so viel gefroren und geschwitzt, so viel erfunden und verworfen, so viel gezweifelt und gelacht.

Mit der Tonangel zu Felde

War damit aber auch ein erneutes Scheitern in die Wege geleitet? Nein. Mit dem großen inklusiven Kulturprojekt „Art, Brass and Beat“ hatte das Schiller-Gymnasium auch durch die Kunst Gelder eingeworben, die teilweise in die Erstausstattung dieser AG geflossen sind. Für Obscura konkret durften wir zusätzlich auf Fördermittel der Dr.-Vießmann-Stiftung zurückgreifen. Als entscheidend gelten muss die Ausrüstung für die gesonderte Tonabnahme, die in den Händen (und auf den Ohren) von Charlie Strunz und Josef Horák zur wichtigsten Waffe gegen die wiederholte Niederlage geworden war. Bicolor-Flächenleuchten ermöglichten uns die Wiederherstellung vergangener Lichtsituationen früherer Drehtage und ein Green Screen ließ uns Schauspielerinnen isoliert aufzeichnen, um nachträglich gezielt Effekte einsetzen zu können.

Firlefanz wären all diese technischen Mittel gewesen, wenn das Schauspiel nicht genügte, um den richtigen Ton für die Erzählung zu setzen. Als AG-Neuling setzte sich Kayra Yigit der verantwortungsvollen Aufgabe der Hauptrolle aus und führt den Betrachter nun mit Verspieltheit und Wagemut durch ein narratives Setting mit Kipppunkten. Hawin Canbay, Hauptdarstellerin in «10 Variationen», verkörpert diesmal in einer Nebenrolle den Spielball zwischen den Antagonistinnen; den zentralen Kipppunkt dieser Erzählung.

So wie Hawin bringt auch Ruth Grzesiak Bühnenerfahrung aus dem Hofer Theater in diese Produktion ein. Sie tritt als geisterhaftes Wesen in Erscheinung; als Vorbote eines dunklen Geheimnisses. Ihr kommt in dieser Position die anspruchsvolle Aufgabe zu, als allwissende Entität in variierenden Anteilen eine emotionale Bandbreite zu erspielen, die zwischen Verletzlichkeit und Triumph die Dramaturgie unseres Filmes rahmt.

Rahel Westerhoff konzentrierte sich in dieser Produktion auf Kamera und Regie und erwies sich als unnachgiebig im Unterfangen, die Schauspielerinnen zu den besten, ihnen möglichen Leistungen zu bewegen; unterstützt in der Regie-Assistenz durch Johanna Ehrlich.

Auch Simon Drescher und Tobias Rinck haben die AG zeitweise verstärkt
Von geschlossenen Umschlägen und offenen Fragen

Funktioniert das? Bamberg sagt: Ja. Aus den 800 gesichteten Filmen durften letztlich 75 in sieben Wettbewerben gegeneinander konkurrieren. Die Delegation des Schiller-Gymnasiums hatte das große Glück, bei der Preisverleihung alle Preisträgerfilme genießen zu dürfen. Jeder von ihnen hätte einen eigenen, viel zu langen Artikel verdient.

Und trotz des Stolzes, den unsere Filmschaffenden auf ihr Werk empfinden; trotz der Wärme, die Ihnen vom ersten Schritt ins Festivalcafé, über das Q&A nach ihrer eigenen Filmvorführung, bis hin zum zuvorkommenden Umgang vor dem hoffnungslos überfüllten Saal der Preisverleihung entgegen gewogen kam – sie waren darauf nicht vorbereitet. Umschlag aufgerissen. Dramaturgische Pause. Der „Beste Kurzfilm aus Oberfranken“ ist dieses Jahr Obscura. Und der Lehrer schießt noch während der Verleihung des Bamberger Zentauren an die sichtlich um Fassung ringenden Filmschaffenden vor der Leinwand des großen Saales im Odeon das wichtigste Sofortbild dieser Reise, die ganz eigentlich bereits sechs Jahre angedauert hatte. Es ist das Dokument eines verdienten Sieges.

„[…] Liebe Filmemacher*innen, wir haben uns für euren Film entschieden, weil er uns bewegt hat. Der Spannungsaufbau, die offenen Fragen, das Rätselhafte, das Alltägliche, das Aktuelle. Alles kommt darin vor. Auch die filmischen Mittel, die schauspielerische Leistung und das Umsetzen von Idee und Konzept möchten wir als Jury ausdrücklich wertschätzen.Wir gratulieren allen Mitwirkenden der AG Film des Schiller-Gymnasiums Hof zu diesem wunderbar leisen, verklärenden, verlockenden, bilderreichen kleinen Film, der immer zu schweben scheint und am Ende, wie so oft im Leben, viele Fragen offen lässt. Vor allem unsere Frage als Jury: Wie habt Ihr dieses kleine Meisterwerk nur hingekriegt?“

Abschluss der Laudatio von Sebastian Stahl, Johannes Wagner-Friedrich und Johanna Knefelkamp-Storath

Wir danken

  • der Schulgemeinde, für die finanzielle Unterstützung unserer Reise
  • Andrea Bischoff, für die gut gelaunte Begleitung
  • Victoria Müller, für die oppulente Festivalbetreuung
  • Christian Martin, für die schmeichelhaften Fotografien
  • Bamberg, für eine bemerkenswerte Landmarke in unseren Biografien
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Film Kunst P-Seminar

4 Filme zum Schluss

Diese letzten Seminar-Filme waren zum ersten Mal auf unserem Zweiten SGH-Filmabend am 12. Juli im Kino zu sehen; zusammen mit zwei langjährigen Projekten der AG Film, welche Gegenstand gesonderter Artikel werden sollen. Das anwesende, nun ehemalige Schüly* hat dem Publikum Auskunft über seine Überlegungen und Gestaltungsentscheidungen gegeben. Ohne diese zwar sollen jene Filme hiermit nun auch einer breiteren Öffentlichkeit zugehen. Wir wünschen interessierte Unterhaltung und freuen uns auf Ihre Kommentare.

Das kultivieren von Ängsten gehört zum Menschsein dazu, wie das Verzehren von Weißmehlprodukten – nur wenige von uns können sich konsequent entziehen. DER FEUERLÖSCHER geht einer weniger häufigen Ausprägung nach.

WHAT‘S IN THE BOX? Die Fantasie hat ihre ganz eigenen Antworten, auch auf banal erscheinende Fragen. Begleiten Sie jemand Hin- und Hergerissenen.

Nicht auf das Anhäufen von Wissen kommt es an, sondern Kompetenzen müssen erworben werden. Im Sinne dieses zeitgemäßen Curriculums suchen drei Schüler in DER TEST nun nach einem zielführenden Umgang mit einer bevorstehenden Leistungsüberprüfung.

Wie könnte ein Alltag für eine Jugendliche aussehen, die Teil einer politisch verfolgten Minderheit ist und welche Rolle spielt die bloße Kenntnis dieser Situation für das eigene Verhalten? LÖCHER IM HIMMELSGEWÖLBE sucht auch über experimentelle Darstellungstechniken nach einem behutsamen Zugang zu dieser sensiblen Thematik.

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Alumni Film Kunst

„Like Birds“

Markus Jung ist nicht nur Instrumentalist und Singer-Songwriter, sondern auch Musiklehrer am Schiller-Gymnasium. Marlena Schwotzer war bis 2019 Schülerin an der selben Schule. In der Oberstufe hat sie Kunst anstatt Musik belegt und schon als Schülerin mit einer Einzelausstellung auf dem Theresienstein für Aufsehen gesorgt. Ein gemeinsames Projektieren zwischen den beiden mag für den Außenstehenden nicht auf der Hand liegen. Nach Genuss dieses Videos darf man sich deshalb gerne die Augen (und die Ohren) reiben.

Kennt man Jung, so überrascht die Verknüpfung kaum:

Als Kulturinteressiertem und Kulturschaffendem in der Region ist es mir seit langem schon ein Anliegen, Künste und Künstler verschiedener Genres zusammenzubringen. In diesem Falle hatte ich Glück und für meine Musik klappte es umgedreht auch.

Als dritte Single-Auskopplung aus Jungs erstem Lieder-Album „Passed Essences“ war „Like Birds“ auf der Suche nach einem Video. Nachdem Kunstlehrer Sebastian Schumann sich für die visuelle Interpretation von „Everybody’s Angel“ und „Who are You?“ verantwortlich zeigte und das P-Seminar „Film“ sich mit „On and On“ auseinandergesetzt hatte, war es Zeit für einen frischen Ansatz. Das Lied selbst entfaltet sich klanglich immerhin sphärisch und greift weiter, als eine weltliche Stadt als Kulisse zu reichen vermag. Marlena Schwotzer lebt in der Kunst und war von diesem Projekt sogleich angetan.

Bevor ich mit „Like Birds“ anfing, hatte ich bereits ein halbes Jahr damit verbracht, mich mit der Animation zu beschäftigen. Ich erstellte nach Lust und Laune eine ganze Menge von kurzen und bunt gemischten Szenen. Nach einer Weile stand mir dann der Sinn nach einem größeren Projekt – dass ich von Markus Jung dafür beauftragt wurde, kam mir da nur gelegen.

Im Ergebnis sehen wir einen Zeichentrickfilm, der sich organisch aus einer Spielszene entwickelt. Die unwirkliche Welt der musikbegeisterten Besucher entpuppt sich als ein Parkour, den der Protagonist bewältigen muss. Verschiedene Metamorphosen fördern und hindern ihn in diesem Unterfangen. Wer die Kunst als ein Handwerk antizipiert, könnte bei allem Staunen doch bemängeln, dass Vögel auf der Bildebene spärlich gesät sind. Markus Jung gehört zu einer anderen Fraktion:

Wer Bilder und Liedtext hinterfragt, kann in Kombination noch viel weiter kommen, als diese Bestandteile alleine tragen würden – Ein wahrhaft lohnenswerter Ansatz!

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Film Kunst P-Seminar

Jurassic Schiller

Markus Jung ist Musik-Lehrer am Schiller-Gymnasium, aber vor allem Instrumentalist und – noch nicht allzu lange – Sänger. Sein erstes Album in diesem Sujet ist „Passed Essences“; zu Beginn diesen Jahres erschienen. Die Schülerinnen Lucia Herrmann, Katharina Opel, Iris Palatinus und Sophia Pohl haben sich für Track 05 daraus entschieden, um als P-Seminar-Projekt ein Video damit zu gestalten.

„On And On“ erzählt in der Ton-Spur eine Geschichte über eine ambivalente Lebenssituation; übers Eigentlich-loslassen-müssen und übers In-der-Schleife-gefangen-sein. Sophia Pohl hat dies in Ihrem vorbereitenden Treatment mit einem humanoiden Teddybären aufgegriffen, der sich in einer bildhaften Analogie auf einer nicht enden wollenden Reise befindet, deren Kreuzungen und Abzweigungen den Protagonisten vor die immer gleiche Wahl stellen.

 

Der aufmerksame Betrachter wird einen zweiten, originaltypischen Teddybären als Alter-Ego erkennen, der von seinem Besitzer in einen Fluss entsorgt wird, wo er sich faktisch nicht gegen die Strömung entscheiden kann. Zwei Alternativen sind das. Welche davon entspricht mir?

Und wo ist der Teddybär aus dem Skript im fertigen Video geblieben? Die Produzentinnen haben sich vom Treatment über das Buch und ihre Storyboards fortwährend kritisch mit der ursprünglichen Idee auseinandergesetzt. In einer Folge daraus wurde manche naheliegenden Lösungen für den größeren Effekt frisiert.

Der evolutionäre Downgrade des Säugetiers zum prähistorischen Reptil sorgt für eine größere Diskrepanz zu uns Menschen und verstärkt damit den ironischen Unterton. Außerdem unterläuft unser T-Rex zugleich das eine oder andere Klischee, welches man mit dem vernachlässigten Teddybären unweigerlich auf den Plan ruft. Spannend ist auch für den Seminarleiter, welche Wellen diese einfache Modifikation für die vollumfängliche visuelle Ästhetik des Videos nach sich gezogen hat.

Und wenn wir gerade bei Wellen sind: Das Schiller nimmt Trittbrettfahrer nicht nur hinsichtlich seines Tablett-Konzeptes gelassen – https://www.youtube.com/watch?v=Bx50BUOwp-8

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Film

Grrrl!

Grrrl!

#oF Next ist zurück – der Pandemie grimmig zu trotzen.

Mit digitalem Kino haben die Internationalen Hofer Filmtage mittlerweile Erfahrung. Erfahrung, die heute auch auf dem neusten #oF Next ausgespielt wurde. Im direkten Draht nach München haben sich unsere Schüler online mit Natascha Zink getroffen. Sie studiert Spielfilmregie an der Hochschule für Fernsehen und Film und Ihr Kurzfilm „Grrrl“ feierte im letzten Herbst Premiere bei den Filmtagen:

Zoe ist Teil einer Frauengruppe, die Nachts unterwegs ist, um Frauen sicher nach Hause zu bringen. Dabei sind sie auch bereit, Gewalt anzuwenden. Eines Abends kommt Zoes Freundin von einer nächtlichen Aktion verprügelt zurück und Zoe muss feststellen, dass ihr Bruder in die Prügelei verwickelt war.

Schade, dass ein Film mit so viel gesellschaftspolitischer Relevanz mangels Altersfreigabe von Schülern nicht gesehen werden darf – es sei denn, sie besuchen unsere Veranstaltungsreihe #oF Next, die grundsätzlich allen Schülern unserer Stadt mit Erlaubnis durch die Eltern offen steht.

Zoe durch die 15 Minuten Spiellänge zu begleiten, öffnet die Augen. Es bedurfte nur wenige einordnende Worte durch die Regisseurin und die erste Schülerin stellte fest, dass unsere Gesellschaft in Schwarz und Weiß kaum zu begreifen sei; dass Gewalt – auch solche gegen Frauen – das Überschreiten von oft schemenhaft gezogenen Grenzen bedeutet. Daher brauche es ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, um überhaupt zu bemerken, das etwas schief läuft.

Eine zweite Schülerin findet Zoes Umgang mit ihrem Bruder spannend inszeniert. Wofür ein ubekannter Mann ohne Zögern Widerwehr zu spüren bekommen hätte, bleibt der Bruder als Täter unbescholten. Man sähe hier eindrucksvoll, wie viel schwieriger es ist, die eigenen Standpunkte gegenüber vertrauten Personen zu verteidigen. Erinnerungen an den eigenen insistierenden Großvater werden zwangsläufig geweckt.

Natascha Zink freut sich über diese Beobachtungen. So war es doch ein prominentes Ziel ihrer filmischen Erzählung, auf Strukruten wie patriachale Familienbilder aufmerksam zu machen. Wir übernähmen, so die Regisseurin, diese Bilder nur zu bereitwillig. In der Folge wunderb wir uns wiederum, warum das Rollenverständnis der Geschlechter in unserer Gesellschaft sich so schwer tut, mit dem Sprung ins aktuelle Jahrtausend.

Leicht gesagt; das mit dem Hinterfragen und Benennen von Grenzüberschreitungen. Wie soll das gehen? Das gemeinsame Schauen und Diskutieren von guten Filmen, idealerweise im Kino, macht Spaß und und macht aufmerksam, so stellt Thorsten Schaumann, der künstlerische Leiter der Internationalen Hofer Filmtage, fest. Ein Schüler nach der Veranstaltung: „Die Diskussion hat mir das Thema auch nochmal bewusst gemacht, weil man dort direkt von den Problemen gehört hat, über die man sich sonst wirklich einfach keinen Kopf macht.“

#oF Next will return.

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